Hintergrund
Durch das E-Health-Gesetz haben Patienten Anspruch darauf, für den Notfall wichtige Daten in Form eines Notfalldatensatzes auf ihrer elektronischen Gesundheitskarte speichern zu lassen.
Im Rahmen des Projekts T.I.M.E. wurde der Effekt des Notfalldatensatzes in der präklinischen Behandlung untersucht, indem Diagnose und Therapieentscheidungen in simulierten Rettungseinsätzen mit und ohne vorliegenden Notfalldatensatz verglichen wurden.
Methoden
In einer Simulationsstudie wurden insgesamt 72 Notärzte mit jeweils zwei verschiedenen Notfallsituationen konfrontiert. Dabei wurden die Patienten und deren Angehörige von Schauspielern dargestellt. Die Simulationsstudie gliedert sich in zwei Teilstudien, die jeweils mit einem Cross-over-Design durchgeführt wurden, sodass den Notärzten in nur einer der beiden Situationen ein Notfalldatensatz zur Verfügung stand. Als Kontrolle dienten Szenarien, in denen sich Informationen im Umfeld des Patienten finden ließen (z. B. Medikamentenschachteln, Arztbriefe) oder keine weiteren Informationen vorlagen. Die Rettungseinsätze sowie die anschließende Übergabe wurden auf Video aufgezeichnet und hinsichtlich zuvor definierter Zielparameter analysiert.
Ergebnis
Bei Verfügbarkeit eines Notfalldatensatzes wurden für die weitere Behandlung entscheidende Informationen deutlich häufiger erkannt (78 % vs. 18 %). Ein Einfluss auf vorab als zu vermeidend definierte Behandlungsoptionen konnte nicht festgestellt werden (49 % vs. 43 %). Es gab keine Hinweise auf einen Einfluss des Notfalldatensatzes auf die Dauer des Rettungseinsatzes. Als gewünschtes Medium wurde überwiegend die Speicherung des Notfalldatensatzes auf der elektronischen Gesundheitskarte genannt (74 %), gefolgt von einer einfachen Papierversion (68 %).
Schlussfolgerung
Der Notfalldatensatz erleichtert dem Notarzt den Zugriff auf valide Informationen, die für eine adäquate (präklinische) Versorgung entscheidend sein können, ohne die Behandlung zu verzögern. Der tatsächliche Effekt auf die Versorgungsqualität sollte anhand von Daten aus der täglichen Praxis untersucht werden.
Background
Under the German E-Health Act, patients are entitled to have important emergency data stored on their electronic health card in the form of an emergency dataset.
In the T.I.M.E. project, the effect of the emergency dataset on prehospital treatment was investigated by comparing diagnoses and therapeutic decisions in simulated emergency scenarios both with and without an emergency dataset.
Methods
In a simulation study, a total of 72 emergency physicians were each confronted with two different emergency situations. Patients and their relatives were represented by actors. The simulation study was divided into two sub-studies, each of which was conducted with a cross-over design so that the emergency physicians had an emergency dataset available in only one of the two situations. Scenarios in which information could be found in the patient's surroundings (e.g., medication packages, doctors’ letters) or in which no further information was available served as a control. The emergency operations and subsequent hand-over were recorded on video and analysed with regard to predefined outcome variables.
Results
When an emergency dataset was available, information crucial to further treatment was recognised much more frequently (78 % vs. 18 %). No influence could be determined on treatment options wich had in advance been defined as undesirable (49 % vs. 43 %). There was no evidence of an influence of the emergency dataset on the duration of the emergency mission. The preferred storage medium for the emergency dataset was the electronic health card (74 %) followed in popularity by a simple paper version (68 %).
Conclusions
Without delaying treatment, the emergency dataset helps emergency physicians gain access to information that can be decisive in providing adequate (prehosptial) care. The actual effect on the quality of care should be investigated using data from everyday medical practice.