Psychische Notfallsituationen, in denen Angehörige oder Patienten sofortige Unterstützung benötigen, sind auf der Intensivstation häufig.
Das Management dieser Situationen stellt eine Herausforderung für das ärztliche und pflegerische Personal dar und sollte durch eine gut strukturierte, professionelle Unterstützung durch Psychologen ergänzt werden. Notwendige Rahmenbedingungen für die psychologische Arbeit auf der Intensivstation sind eine
enge Einbindung des Psychologen in das Team und die Abläufe der Station sowie zeitlich flexible Verfügbarkeit. Die Arbeitsweise ist proaktiv und orientiert sich an den Grundsätzen der Notfallpsychologie sowie stabilisierenden Techniken der Traumatherapie. Setting und Inhalte der psychologischen Unterstützung sind an den Arbeitskontext der Intensivmedizin adaptiert und an den Bedürfnissen der Patienten und Angehörigen orientiert. Nach Ansicht der Autorin sind die Erkenntnisse aus der psychologischen Arbeit mit Patienten und Angehörigen und die überparteiliche Position des Psychologen im Team für einen konstruktiven Kommunikationsprozess zwischen allen Beteiligten von Nutzen. Zukünftig sollten geeignete praxisrelevante Outcomes der psychologischen Arbeit, die die Besonderheiten der Intensivmedizin angemessen berücksichtigen, entwickelt werden, um die Inhalte, Ziele und
Effekte der Arbeit exakter darzustellen. Die psychologische Unterstützung von
kritisch erkrankten Patienten und deren
Angehörigen sollte, wie es die WHO-
Definition von Palliative Care festschreibt, fester Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie und Fürsorge dieser Menschen sein.