Übersichten | Review Articles
Zertifizierte Fortbildung | Continuing Medical Education (CME)
M. Müller, M. Hänsel, M. Hübler, T. Koch

Vom Fehler zum Zwischenfall – Strategien zur Erhöhung der Patientensicherheit in der Anästhesie

Errors leading to an incident – strategies for improving patient safety in anaesthesiology

Schlüsselwörter Zwischenfall, Fehlermanagement, Human Factor, Critical Incident Reporting System, Simulatortraining
Keywords Critical Incident, Risk Management, Human Factor, Critical Incident Reporting System, Simulator Training
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Bis zu 80% aller Zwischenfälle in der Medizin basieren auf vermeidbaren menschlichen Fehlern, so genannten Human Factor assoziierten Fehlern. Für eine Minimierung der Fehlerrate und ein effizientes Fehlermanagement ist die Kenntnis der Fehlerentstehung auf psychologischer Ebene hilfreich.


Beim Auftreten eines kritischen Ereignisses muss von den Beteiligten die Situation adäquat erfasst und eingeschätzt sowie die weitere Entwicklung antizipiert werden. Nach einer Handlungsanalyse werden die verschiedenen Optionen gegeneinander abgewägt und die beste ausgewählt. Nach der Handlungsumsetzung muss das Ergebnis evaluiert werden. Die Auftretenswahrscheinlichkeit von Fehlern in den drei Ebenen wird durch Zeitdruck, Informationsverluste, Unsicherheit und Stress erhöht. Neben der bestmöglichen individuellen Leistung ist für die Bewältigung einer Krise das optimale Zusammenspiel aller Beteiligten im Team Bedingung. Hierfür ist das Festlegen auf ein gemeinsames Ziel, das Verbalisieren des Ziels und der darauf hinwirkenden Handlungen sowie eine effiziente Kommunikation im Team unerlässlich. Eine wertvolle Einrichtung zur Erhöhung der Patientensicherheit stellen anonyme Fehlermeldesysteme dar. Die Etablierung eines derartigen Systems kann wertvolle Hinweise auf häufig auftretende Fehler in einer Abteilung geben. Das Training an Patientensimulatoren, die in unterschiedlicher Ausstattung mittlerweile an fast allen deutschen Universitätskliniken verfügbar sind, stellt einen weiteren Ansatz zur Erhöhung der Sicherheit dar. Am Simulator kann das Handeln nach evidenzbasierten Richtlinien oder auch klinikinternen Standards trainiert werden, des Weiteren können seltene Komplikationen oder Erkrankungen demonstriert werden, die viele Ärzte in der Zeit ihrer Weiterbildung nicht in der Realität erleben. Aus der Luftfahrt sind psychologische Seminare zu Fehlerentstehung und Fehlermanagement unter dem Begriff des Crew Resource Management bekannt. Derartige Seminare lassen sich auch auf die Medizin übertragen und dienen der Vermittlung der nichttechnischen Fähigkeiten. Eine Kombination zwischen CRM-Kurs und Simulatortraining erscheint sinnvoll, wobei die Effekte beider Strategien auf das Fehlerverhalten wissenschaftlich untersucht werden müssen.

Summary Summary: Up to 80% of adverse events in the field of medicine, are due to avoidable human errors. In order to reduce the error rate to a minimum and improve error management, an analysis of the psychological background of such errors is essential. Whenever a critical incident occurs, those involved must correctly recognize and react to the situation, and also anticipate possible outcomes. The best strategy is then decided on the basis of an analysis of the various options. This is followed by an evaluation of the effectiveness of the chosen strategy. The probability of errors occurring during this process is increased by such factors as urgency, loss of information, uncertainty and stress. Successful management of a critical incident requires a high level of individual performance and optimal interaction between team members. To achieve this it is essential that a common goal and the action to be taken be defined and effectively verbalised within the team. Anonymous critical incident reporting systems are an effective means of improving patient safety, since they can provide detailed information on common errors in a department. A further approach to improving patient safety is the use of training simulators, which can now be found in one form or another in almost all German university hospitals. Simulators are not only useful for teaching evidence-based guidelines or internal standards, but can also be used to demonstrate the effects of rare complications or diseases. In the aviation industry, well-established psychological seminars on the source of errors and their management, known as Crew Resource Management (CRM), can also be applied in the medical field to improve non-technical skills. Although a scientific evaluation of the effects of the two strategies is not currently available, a combination of CRM with simulator training would nevertheless appear to offer a promising approach.
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