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R. Füssle

Prinzipien der Antibiotikatherapie

Principles of antimicrobial therapy

Schlüsselwörter Antibiotikatherapie, Nosoko­miale Infektionen, Antibiotika­resistenz, Kollateralschaden, Selektionsdruck
Keywords Antibiotic Treatment, Noso-comial Infections, Drug Re­sis­tance, Collateral Damage, Selection Pressure
Zusammenfassung

Die übermäßige und unkritische Anwendung von Antibiotika ist eine wichtige Ursache für die zunehmenden Resistenz­‑ probleme. Multiresistente grampositive und gramnegative Erreger erschweren insbesondere auf Intensivstationen die Behandlung von Infektionen.


Eine ratio­‑ nale Antibiotikatherapie ist die wichtigste Voraussetzung zur Vermeidung von Resistenzentwicklungen und Keimselektionen. Es soll angestrebt werden, den Verbrauch von Antibiotika auf das notwendige Maß zu beschränken, Feh­‑ ler bei der Anwendung zu vermeiden und den Selektionsdruck auf die Erreger zu vermindern. Bei der Wahl des Antibiotikums sollen pharmakologische Eigenschaften der Substanzen, Parame­ter der Patienten sowie die lokale Re­‑ sistenzsituation beachtet werden. Jede Antibiotikatherapie soll möglichst indi­viduell an den Patienten angepasst und nach 2-4 Tagen reevaluiert werden. Die Therapiedauer orientiert sich an der klinischen Situation. Bei den meisten akuten Infektionen immunkompetenter Patienten ist eine Behandlungsdauer von 7-10 Tagen ausreichend. Asymptomatische bakterielle Besiedelungen, z.B. des Bronchialsekretes von Beatmungspatienten, bedürfen keiner systemischen Antibiotikatherapie. Um den Selektionsdruck zu vermindern, soll so abwechslungsreich wie möglich mit unterschiedlichen Substanzgruppen therapiert und einseitige Therapieschemata vermieden werden. Eine Verbesserung bei der An­‑ wen­dung von Antibiotika kann durch infektiologische Schulungen, Leitlinien, computergestützte Informationssysteme sowie durch ein gut funktionierendes Teamwork von Intensivmedizinern und Mikrobiologen / Infektiologen erreicht werden. Durch Überwachung der loka­‑ len Resistenzsituation können Keimverschiebungen oder Selektionen frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Summary Overuse and uncritical administration of antibiotics is a major causal factor for the growing problem of resistance. In particular in intensive care units, multidrug-resistant gram-positive and gram-negative microorganisms complicate the treatment of infections, and the rational use of antibiotics is very important in helping to avoid the development and selection of resistant bacteria. Efforts must be directed towards keeping the use of antibiotics to a necessary minimum and avoiding application errors so as to decrease selection pressure. Anti­biotic therapy needs to consider the pharmacological drug profile and the situation of the patient, as well as the local resistance situation. Treatment must be adapted to the individual situation of the patient and needs to be re-evaluated after 2-4 days. Treatment duration de-pends on the clinical situation. In the case of immunocompetent patients, most acute infections can be success­‑ fully treated within 7-10 days. Asymp­tomatic bacterial colonization, for example in the tracheal secretion of ventilated patients, does not need treatment with systemic antibiotics. To decrease se­lec­tion pressure, alternated treatment with different groups of antibiotics is recommended.
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