Sonderbeiträge | Special Articles
A. Bräuer, M. Russo, E.A. Nickel, M. Bauer, S.G. Russo

Anwendungsrealität des perioperativen Wärmemanagements in Deutschland – Ergebnisse einer Online-Umfrage

Perioperative thermal management in Germany – Results of an online survey –

Schlüsselwörter Umfrage, Hypothermie, Leit­linie, Ökonomie, Krankenhaus
Keywords Survey, Hypothermia, Guideline, Economy, Hospital
Zusammenfassung

Durch die kürzlich veröffentlichte „S3-Leitlinie Vermeidung von perioperativer Hypothermie 2014“ (vgl. auch Kurzfassung auf Seite 308 dieses Heftes) der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fach­gesellschaften) wird unterstrichen, wie wichtig ein optimiertes perioperatives Wärmemanagement zur Vermeidung medizinischer und ökonomischer Neben- ­wirkungen ist.


Wie sich das Wärme­management in der klinischen Lebensrealität in Deutschland darstellt, ist jedoch unklar, so dass alle berufstätigen Mitglieder der DGAI per E-Mail gebeten wurden, an einer fragebogenbasierten Erhebung teilzunehmen. Der Frage­bogen enthielt neben Fragen zur Person und Klinik vor allem Aspekte zur apparativen und organisatorischen Struktur, zur Praxis der Messung der Körperkerntemperatur und Wärmetherapie sowie Fragen zu vorhandenen Standards. Die gewonnenen Ergebnisse werden den aktuellen Empfehlungen der S3-Leitlinie gegenübergestellt. Insbesondere für die intraoperative Wärmetherapie in der zentralen OP-Abteilung scheint ein erheblicher Teil der Leitlinienemp­fehlungen schon vor der Veröffentlichung im Alltag umgesetzt zu werden. Sowohl die Häufigkeit, die Durchführung als auch die Indikationen zur Vorwärmung entsprechen derzeit jedoch nicht dem geforderten Standard, so dass hier ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung des Wärmemanagements und damit zur Reduzierung der Hypothermierate zu bestehen scheint. Ein anderer Bereich, in dem ein deut­liches Verbesserungspotenzial besteht, sind die Anästhesiearbeitsplätze außer­halb der zentralen OP-Abteilung (Schock­raum, Kreißsaal, radiologische und kardiologische Intervention). Darüber hinaus scheint ein relevantes Defizit bei der Schulung und Einweisung von Mitarbeitern sowie der Einführung entsprechender Behandlungsstandards zu bestehen. In der Summe legen unsere Ergebnisse dar, dass weiterhin wesentliche Aspekte des Wärmemanagements verbessert werden können, um die Qualität der Pati­- entenversorgung zu optimieren und öko­nomische Folgen einer Hypothermie zu verringern.

Summary The 2014 S3 Guideline for the prevention of perioperative hypothermia (see also short version on page 308 of this issue) recently published by the AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) emphasises the importance of an optimiz­ed perioperative thermal man­agement for the prevention of adverse effects of hypo­- thermia and the resulting economic consequences. However, it is still unclear how perioperative thermal management is carried out in Germany. Therefore, we conducted an online survey which in- clud­ed all members of the German Society of Anaesthesiology and Intensive Care Medicine. The questionnaire contained mainly questions focusing on the following areas: infrastructure of the workplaces, equipment used to measure core temperature and to warm patients, actual perioperative thermal management and available standards. The results were compared to the recommendations of the 2014 S3 Guideline for the prevention of perioperative hypothermia. Especially in the central O.R. units most of the recommendations have already been implemented. However, the actual prewarming strategies do not comply with the recommendations, so that there seems to be a large potential for improvement. Other areas with potential for improvement are the anaesthesia workplaces outside the central O.R. unit like emergency rooms, delivery rooms and radiological and cardiological intervention rooms. Furthermore, a relevant deficit exists in the training of physicians and in the introduction and implementation of standard operating procedures. In summary, our results show that some relevant aspects of peri­operative thermal management can be improved to enhance patient safety and to reduce the economic consequences of perioperative hypothermia.
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