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S.G. Sakka

Sepsis bei einer Patientin mit Autoimmunerkrankung und immunsup­pressiver Therapie – Einsatz eines polyvalenten IgGAM-Präparates

Schlüsselwörter Sepsis – Immunglobuline – Autoimmunerkrankung – Immunsuppression
Keywords Sepsis – Immunoglobulins – Auto-immune Disease – Immunosuppression
Zusammenfassung

Hintergrund: Die Sepsis ist charakte­ri­siert durch eine komplexe Immunantwort. Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Therapiemaßnahmen ist der Stellenwert der Gabe von Immunglobulinen (Ig) Gegenstand der aktuellen Forschung.

Nach aktueller Datenlage sind IgG/IgM-haltige Produkte bei Erwachsenen mit einer Sepsis möglicherweise mit einer Reduktion der Sterblichkeit verbunden, allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz unzureichend, um einen breiten Einsatz in der Therapie zu begründen. Neben ihren antibakteriellen Eigenschaften und einer potenziellen Indikation zur Gabe bei Infektionen mit multi-resistenten Erregern scheinen immun-modulierende Aspekte von besonderer Bedeutung zu sein.
Fallbeschreibung: Eine 74-jährige Frau mit einer vorbekannten Autoimmunerkrankung (Morbus Horton) und immunsuppressiver Therapie bedurfte notfallmäßig eines gefäßchirurgischen Eingriffs aufgrund einer akuten Ischämie des Armes. Sie entwickelte eine gram-negative Sepsis mit abdominellem Fokus aufgrund einer gangränösen Cholezystitis und Peritonitis. Den klinischen Verlauf komplizierte ein septischer Schock und ein abdominelles Kompartmentsyndrom. Neben der antiinfektiven Therapie erhielt die Patientin aufgrund nahezu vollständig fehlender Antikörper im Serum eine polyvalente IgGAM-Präparation über einen Zeitraum von 5 Tagen. Die Patientin konnte erfolgreich behandelt und am Tag 29 von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt werden.
Schlussfolgerung: Bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie und damit einhergehendem Immunglobulin-Defizit kann es sinnvoll sein, die Therapie der Sepsis um die Gabe von Immunglobu-
linen zu ergänzen. Der Fall zeigte, dass die Immunglobulin-Spiegel – flankiert durch die konventionellen Therapiemaßnahmen – nach der 5-tägigen Behandlung über einen Zeitraum von 3 Wochen im physiologischen Bereich blieben. Weitere Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu interpretieren und künftig diejenigen Sepsispatienten identifizieren zu können, die von einer Therapie mit Immunglobulinen profitieren.

Summary

Background: Sepsis is characterised by a complex immune response and the administration of immunoglobulins in this field is still a matter of debate. So far, products containing IgG / IgM may be associated with a reduced mortality when administered to adult septic pa­tients, however, the available evidence is not sufficient to support their widespread use in the treatment of sepsis.

Besides their anti-bacterial properties, and with a potential indication especially in infections with multi-resistant bacteria, immune-modulating aspects may be of particular interest.
Case presentation: A 74-year old wo­man patient with a pre-known auto-immune disease (M. Horton) and immunosuppressive therapy required vascular surgery for an acute arm ischaemia and developed gram-negative sepsis from an abdominal focus, i.e., gangrenous cholecystitis and peritonitis. The course was complicated by septic shock and an abdominal compartment syndrome. Besides anti-infective treatment she re­ceived a polyvalent IgGAM preparation for over 5 days due to nearly completely missing antibodies. The patient was successfully treated and discharged from the intensive care unit.
Conclusions: In patients with immunoglobulin deficit receiving immunosuppressive therapy, sepsis treatment may be supplemented with an administration of immunoglobulins. As suggested by this case, immunoglobulin levels after 5 days of treatment remained in a normal range up to 3 weeks. Further studies are needed to interpret this finding and to identify the population of sepsis patients who will have the most pronounced benefit from immunoglobulin treatment.

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