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Klinische Anästhesie | Clinical Anaesthesia
F. Rindfleisch · L. Seebauer · P. Friederich

Perioperativer Einsatz der Larynxmaske bei Adipositas

Schlüsselwörter Larynxmaske – Adipositas – Sicherheit
Keywords Laryngeal Mask – Obesity – Safety
Zusammenfassung

Bei der Verwendung der Larynxmaske (LMA) bei adipösen Patienten steht die Annahme einer erhöhten Aspirationsgefahr und ver­mehrter Beatmungsprobleme nachgewiesenen Vorteilen, wie einer bes­seren perioperativen Oxygenierung, gegenüber. Aufgrund der geringen Da­tenlage wird der Einsatz der LMA bei Adipösen nicht empfohlen.

Ziel der vor­liegenden Arbeit ist es, die Sicherheit der LMA bei adipösen Patienten an einem erheblich größeren Kollektiv als in bisherigen Studien zu untersuchen.
Wir untersuchten perioperative Daten von 3.238 konsekutiven Patienten aller Gewichtsklassen, die sich orthopädisch /­unfallchirurgischen Eingriffen unter­zie­hen mussten. Nach WHO-Klassifi­zie­rung wurden die Patienten in sechs BMI-Gruppen eingeteilt. Es wurden nicht-adipöse (BMI-Gruppen 1 – 3) und adipöse (BMI-Gruppen 4 – 6) und zusätzlich normgewichtige (BMI-Gruppe 2) und erheblich / morbid adipöse (BMI-Gruppen 5 – 6) Patienten miteinander verglichen. Untersucht wurden Indikatoren der Oxygenierung, Beatmungsparameter und die Häufigkeit des Auftretens von Komplikationen.
Die Gruppe der Adipösen umfasste 1.074 Patienten, 301 waren erheblich und morbid adipös. Die SpO2-Werte der Adipösen lagen an allen Messzeitpunkten über den Wachwerten. SpO2-Abfälle unter 90 % wurden in Narkose nicht häufiger bobachtet als im Wachzustand. Für die Auftretenshäufigkeit von pCO2et-Werten > 55 mmHg zeigte sich nur beim Vergleich der erheblich / morbid Adipösen mit den Normgewichtigen ein signifikanter Unterschied bei Beginn der kontrollierten Beatmung und bei den intraoperativen Maximalwerten, der am OP-Ende nicht mehr bestand. Es fand sich jeweils eine Aspiration in Gruppe 2 (BMI 24) und Gruppe 4 (BMI 32). 2 % der Patienten mit BMI > 35 mussten wegen eines unzureichenden Atemminu­tenvolumens intubiert werden. Undich­tigkeiten traten bei Adipösen nicht häufiger auf als bei Nichtadipösen.
In der vorliegenden Studie konnten bei adipösen Patienten weder ein erhöhtes Aspirationsrisiko noch vermehrte Ventilationsprobleme beobachtet werden.  Die Oxygenierung war während aller Narkosephasen gesichert. Insbesondere in der Ausleitungsphase profitierten die Patienten von Eigenschaften der LMA wie fehlende Irritation der Atemwege, ungestörte Spontanatmung und Verzicht auf Muskelrelaxantien. In Abwägung aller Vor- und Nachteile erscheint eine generelle Ablehnung der LMA bei Adipösen als nicht gerechtfertigt.

Summary

When using the laryngeal mask (LMA) in obese patients, the assumption of an increased risk of aspiration and increased ventilation problems contrasts with proven advantages, such as better perioperative oxygenation. Due to the lack of data, the use of the LMA in obese patients is not recommended.

The aim of the present work was to investigate the safety of LMA in obese patients by looking at a considerably larger group than previous studies.
We examined perioperative data from 3,238 consecutive patients of all weight classes who underwent orthopaedic or trauma surgery. According to WHO classification, we allocated the patients to six BMI groups. Non-obese (BMI groups 1 – 3) and obese (BMI groups 4 – 6) as well as normal weight (BMI group 2) and severely / very severely obese (BMI groups 5 / 6) were compared with regard to their respective oxygenation indicators, ventilation parameters and com­plication rates.
The obese group comprised 1,074 patients, 301 of which were significantly and morbidly obese. The SpO2 values of the obese were always above the awake values at all measurement times. SpO2 values below 90 % were never more frequent than before the induction of anaesthesia. The incidence of pCO2et values > 55 mmHg differed significantly only between the severely / very severely obese groups compared to the normal weight BMI group. This difference no longer existed at the end of the operation. There was one aspiration in group 2 (BMI 24) and group 4 (BMI 32) each. 2 % of the patients were intubated due to insufficient respiratory minute volumes. Leakages did not occur more frequently in obese patients than in non-obese patients.
In the present study, neither an increased risk of aspiration nor increased ventilation problems were observed in obese patients. Oxygenation was secured during all phases of anaesthesia. In the recovery phase the patients particularly benefited from the advantages of the LMA such as lack of airway irritation, undisturbed spontaneous breathing and and not having to apply muscle relaxants. In consideration of all advantages and disadvantages, a general recommendation against the use of the LMA in obese people does not appear to be justified.

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