Die übermäßige und unkritische Anwendung von Antibiotika ist eine wichtige Ursache für die zunehmenden Resistenz‑ probleme. Multiresistente grampositive und gramnegative Erreger erschweren insbesondere auf Intensivstationen die Behandlung von Infektionen.
Eine ratio‑ nale Antibiotikatherapie ist die wichtigste Voraussetzung zur Vermeidung von Resistenzentwicklungen und Keimselektionen. Es soll angestrebt werden, den Verbrauch von Antibiotika auf das notwendige Maß zu beschränken, Feh‑ ler bei der Anwendung zu vermeiden und den Selektionsdruck auf die Erreger zu vermindern. Bei der Wahl des Antibiotikums sollen pharmakologische Eigenschaften der Substanzen, Parameter der Patienten sowie die lokale Re‑ sistenzsituation beachtet werden. Jede Antibiotikatherapie soll möglichst individuell an den Patienten angepasst und nach 2-4 Tagen reevaluiert werden. Die Therapiedauer orientiert sich an der klinischen Situation. Bei den meisten akuten Infektionen immunkompetenter Patienten ist eine Behandlungsdauer von 7-10 Tagen ausreichend. Asymptomatische bakterielle Besiedelungen, z.B. des Bronchialsekretes von Beatmungspatienten, bedürfen keiner systemischen Antibiotikatherapie. Um den Selektionsdruck zu vermindern, soll so abwechslungsreich wie möglich mit unterschiedlichen Substanzgruppen therapiert und einseitige Therapieschemata vermieden werden. Eine Verbesserung bei der An‑ wendung von Antibiotika kann durch infektiologische Schulungen, Leitlinien, computergestützte Informationssysteme sowie durch ein gut funktionierendes Teamwork von Intensivmedizinern und Mikrobiologen / Infektiologen erreicht werden. Durch Überwachung der loka‑ len Resistenzsituation können Keimverschiebungen oder Selektionen frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.