Zusammenfassung: Die Analyse der Herzfrequenz-variabilität (HRV) im perioperativen Bereich ist kein standardisiertes Verfahren,und Normwerte fehlen bisher. Dadurch werden Vergleiche zwischen verschiedenen Untersuchungen erschwert. Auch die Bedeutung von Veränderungen der HRV im perioperativen Bereich ist noch nicht vollständig geklärt.
Dies liegt einerseits an der Komplexität der vegetativen Kreislaufregulation, andererseits an den vielen Faktoren, die die HRV im perioperativen Bereich beeinflussen. Dadurch wird bisher auch der Einsatz der HRV-Analyse für die Beurteilung der Narkosetiefe limitiert. Entscheidend ist,daß bei der Interpretation von HRV-Daten die Grenzen dieser Methode beachtet werden. Keiner der durch die Analyse der HRV gemessenen Parameter erlaubt eine Aussage über den exakten Wirkmechanismus oder Angriffsort der Anästhetika, sondern reflektiert die Antwort des "End-Organs" Herz auf eine Vielzahl von Einflüssen. Wichtig ist neben der Qualität der EKG-Aufzeichnung vor allem die Beachtung aller Einflußgrößen, um eine kritische Beurteilung der HRV zu ermöglichen. Dennoch zeigen die bisherigen Untersuchungen, daß die Analyse der HRV auch im perioperativen Bereich die Möglichkeit bietet, Modulationen des kardiovas-kulären Systems durch das autonome Nervensystem (ANS) zu untersuchen.Überdies kann sie ein wertvolles Hilfsmittel für die präoperative Risikostratifi-zierung des Patienten sein. Durch die zunehmende Leistungsfähigkeit computergestützter Monitorsysteme sowohl für die Datenakquisition als auch für die Analyse der Daten scheint eine routinemäßige Anwendung der HRV im perioperativen Bereich zumindest möglich.Zukünftige große,randomisierte Studien sind daher notwendig, um eine Standardisierung her-beizuführen. Dann kann abschließend beurteilt werden, ob sich die einfache und nichtinvasive Analyse der HRV zu einem festem Bestandteil im perioperati-ven Monitoring der Anästhesie entwickelt.