Sonderbeiträge | Special Articles
A. Paris, P. H. Tonner, B. Bein, G. von Knobelsdorff, J. Scholz

Bedeutung der Herzfrequenzvariabilität in der Anästhesie (CME 6/01)*

Clinical relevance of heart rate variability in anaesthesia

Schlüsselwörter Heart rate variability, Monitoring depth of anaesthesia, Autonomic nervous system, Perioperative myocardial ischemia
Keywords Heart rate variability, Monitoring depth of anaesthesia, Autonomic nervous system, Perioperative myocardial ischemia
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Die Analyse der Herzfrequenz-variabilität (HRV) im perioperativen Bereich ist kein standardisiertes Verfahren,und Normwerte fehlen bisher. Dadurch werden Vergleiche zwischen verschiedenen Untersuchungen erschwert. Auch die Bedeutung von Veränderungen der HRV im perioperativen Bereich ist noch nicht vollständig geklärt.


Dies liegt einerseits an der Komplexität der vegetativen Kreislaufregulation, andererseits an den vielen Faktoren, die die HRV im perioperativen Bereich beeinflussen. Dadurch wird bisher auch der Einsatz der HRV-Analyse für die Beurteilung der Narkosetiefe limitiert. Entscheidend ist,daß bei der Interpretation von HRV-Daten die Grenzen dieser Methode beachtet werden. Keiner der durch die Analyse der HRV gemessenen Parameter erlaubt eine Aussage über den exakten Wirkmechanismus oder Angriffsort der Anästhetika, sondern reflektiert die Antwort des "End-Organs" Herz auf eine Vielzahl von Einflüssen. Wichtig ist neben der Qualität der EKG-Aufzeichnung vor allem die Beachtung aller Einflußgrößen, um eine kritische Beurteilung der HRV zu ermöglichen. Dennoch zeigen die bisherigen Untersuchungen, daß die Analyse der HRV auch im perioperativen Bereich die Möglichkeit bietet, Modulationen des kardiovas-kulären Systems durch das autonome Nervensystem (ANS) zu untersuchen.Überdies kann sie ein wertvolles Hilfsmittel für die präoperative Risikostratifi-zierung des Patienten sein. Durch die zunehmende Leistungsfähigkeit computergestützter Monitorsysteme sowohl für die Datenakquisition als auch für die Analyse der Daten scheint eine routinemäßige Anwendung der HRV im perioperativen Bereich zumindest möglich.Zukünftige große,randomisierte Studien sind daher notwendig, um eine Standardisierung her-beizuführen. Dann kann abschließend beurteilt werden, ob sich die einfache und nichtinvasive Analyse der HRV zu einem festem Bestandteil im perioperati-ven Monitoring der Anästhesie entwickelt.

Summary Summary: Heart Rate Variability (HRV) reflects the response of the heart to a variety of influences and provides informations about sympathetic and para-sympathetic influences affecting the cardiovascular system in the perioperative period. However, because of the complexity of the autonomic control of the cardiovascular system the interpretation of HRV measurements needs caution. The knowledge of the pathophysiology underlying HRV is critical in order to understand the state of the autonomic nervous system and its relevance for patient management.HRV seems to be a useful tool for preoperative cardiovascular risk stratification. Confounding effects of multiple factors influencing HRV in the perioperative setting limit this methodology for example as a depth-of-anaesthesia monitor. Lack of standardization renders the comparison of results of different investigations difficult. Of major concern in this context is the quality of the electro-cardiogram recording when assessing HRV.Because of the ongoing progress in monitoring with regard to acquisition and computer-based analysis of HRV data it seems at least possible to measure HRV routinely in the perioperative setting. However, large prospective and standardized trials are necessary. Depending on the results the clinical relevance of HRV as a relative-ly simple and noninvasive perioperative monitoring should be reevaluated.
Deutsch
Englisch