Übersichten | Review Articles
Zertifizierte Fortbildung | Continuing Medical Education (CME)
H. Müller-Vahl

Lagerungsbedingte Nervenschäden –

Positioning injuries to peripheral nerves – Pathogenesis, clinical presentation, differential diagnosis and medicolegal aspects

Schlüsselwörter Lagerung, Nervenschaden, Intraoperativ, Postoperativ, Komplikation
Keywords Positioning in Anaesthesia, Nerve Injury, Intraoperative, Postoperative, Complication
Zusammenfassung

In dieser Übersicht werden aus neurologischer Sicht Probleme dargestellt, die mit den durch die Lagerung während einer Operation verursachten Nervenschäden verbunden sind. Die Häufigkeit solcher Lähmungen ist nur ungefähr bekannt. Meist entstehen sie durch Druckeinwirkung an anatomisch exponierten Orten oder durch Überdehnung infolge lang dauernder unphysiologischer Haltungen.

Am häufigsten sind der Plexus brachialis, der N. ulnaris und der N. fibularis betroffen. Die Prognose ist gut, weil die innere Nervenstruktur nur wenig verändert wird. Selten kann als schwerwiegende Folge der Lagerung bei sehr langen Operationen ein Kompartment-Syndrom entstehen. Ur­‑ sächliche Faktoren sind Druckeinwirkung durch das Eigengewicht und Abfall des Blutdrucks in einer Extremität infolge Hochlagerung. Die Differenzialdiagnose lagerungsbedingter Nervenschäden ist vielfältig. Postoperativ bemerkte Ner­ven­schäden anderer Ursache werden oft irrtümlich der Lagerung angelastet und müssen differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden. Die Therapie un­terscheidet sich nicht von anders verursachten Nervenschäden. Das Risiko lagerungsbedingter Nervenschäden wird als regelmäßig voll beherrschbar angesehen. In jedem Ein­zelfall muss kritisch geprüft werden, ob der Nervenschaden tatsächlich Folge der Lagerung war oder eine andere Ursachen hatte und ob Umstände vorgelegen haben, die gegen die allgemeine Regel einer vollen Beherrschbarkeit des Risikos lagerungsbedingter Nervenschäden sprechen.

Summary

This review discusses neurological problems associated with neuropathies caused by positioning in surgical pa­‑ tients. The true incidence of such complications is not known. The most common causes are compression and overstretching of nerves resulting from prolonged unphysiological positioning. The brachial plexus, ulnar nerve and fibular nerve are most frequently involv­‑ ed. The prognosis is good, since the essential nerve structure is little affected. Rarely, very lengthy surgery may lead to a compartment syndrome in consequence of pressure exerted by the patient´s own weight or a drop in blood pressure due to limb elevation. Frequently, perioperative neuropathies are erroneously attributed to positioning, and a careful differential diagnosis is required. Treatment is no different from that applied to nerve injuries of other genesis. As a rule, positioning injuries to peripheral nerves are considered avoidable and are associated with inappropriate intra-operative patient positioning. In the individual case it must be carefully determined whether the neuropathy was indeed due to this and not to some other cause, and whether prevailing circumstances made it impossible to avoid positioning neuropathy.

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