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Intensivmedizin | Intensive Care Medicine
J.-D. Sattler, V. Ghezel-Ahmadi, C. Denz, A. Baumgart, A. Schleppers, A. S. Welker

Bettenmanagement in der Intensivstation

Bed management in intensive care – Prospective research into the organisational influences on intensive care bed allocation

Schlüsselwörter Intensivstation, Ressourcen­allokation, Bettenmanagement, Universitätsklinik, Deutschland
Keywords Intensive Care Unit, Allocation of Resources, Bed Management, University Hospital, Germany
Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Mit dem medizinischen Fortschritt ist auch der Einsatz der erforderlichen Ressourcen sprunghaft angestiegen. Neben rein medizinischen sind deshalb ökonomische Faktoren im Rahmen der Allokation von Intensivbetten zu berücksichtigen.


Zu diesem Zweck wird das Bettenmanagement einer Intensive Care Unit (ICU) untersucht. Das Augenmerk richtet sich auf verschiedene Patientenkollektive und den Einfluss der Bettenvergabe auf organisatorische und medizinische Konsequenzen. Methodik: In einem achtwöchigen Beobachtungszeitraum wurden prospektiv 197 Verlegungsprozesse der operativen ICU der Universitätsmedizin Mannheim erfasst. Dreimal täglich erfolgten die Erhebung der Belegungssituation, des Patientenzustandes, die Erstellung von drei Verlegungsoptionen und die Einteilung nach Verlegbarkeit mittels eines Ampelsystems. Ergebnisse: Bei einem Großteil der hausintern zuverlegten Patienten wurde die Indikation zur Aufnahme auf die ICU durch die jeweilige Fachabteilung gestellt, meist vor einer geplanten Operation. An 74% aller Tage bestand eine Kapazitätsauslastung größer 90%. Freiwerdende Betten von hausinternen Verlegungen bei Langliegern wurden signifikant schneller wieder nachbelegt. Ungeplant hausintern verlegte Langlieger hatten einen signifikant erhöhten TISS-Wert bei Verlegung. Wiederaufgenommen wurden 11 Patienten, von diesen waren 10 beim ersten Aufenthalt Kurzlieger. In allen Fällen wurde das freigewordene Bett bei Erstentlassung überdurchschnittlich schnell wieder belegt. Beim zweiten Aufenthalt war die Liegedauer deutlich erhöht. Schlussfolgerungen: Es existieren Hinweise auf einen permanenten Mangel an ICU-Betten. Dies führt über eine kompetitive Belegungsstrategie zu einer potenziell ineffektiven Allokation der Ressourcen. Es konnte gezeigt werden, dass eine transparente Aufnahme- und Verlegungsstrategie zur Identifikation und Reduzierung dieser Problematik beitragen kann. Es werden Schritte aufgezeigt, die den am Allokationsprozess beteiligten Personen auch in schwierigen Situationen eine konsistente Entscheidungsfindung zur Belegungssteuerung ermöglichen.

Summary Background: Medical progress has seen the utilisation of resources expand substantially. Consequently, both economic and medical factors have to be taken into account when allocating intensive care unit (ICU) beds. This study examines the bed management within an ICU; focussing on different patient populations and the influence that bed allocation has on organisational and medical processes. Methodology: 197 allocation processes within the surgical ICU at Mannheim University Hospital were recorded prospectively over an eight-week period. A traffic light system was used to measure the current utilisation, the condition of patients and the transfer and discharge options three times a day. Results: Most in-house patient admissions were initiated by the respective surgical department, usually before planned surgeries. On 74% of all days, the utilisation of beds exceeded 90%. Those beds vacated as a result of the in-house discharging of long-term patients were re-assigned significantly faster. TISS values for long-term patients with unplanned discharges were significantly larger. 11 patients had to be readmitted, 10 of whom were short-term patients during their first stay. In all cases the vacated bed was re-assigned faster than usual. During the second stay, the length of stay was significantly increased. Conclusions: Evidence points to a permanent shortage of ICU beds. This causes a potentially ineffective allocation of resources due to a more competitive assignment strategy. It could be demon­strated that a transparent admission and discharge strategy could help to resolve this situation. Measures have been highlighted which allow for consistent decision-making within the allocation process, even in difficult situations.
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