Sonderbeiträge | Special Articles
W. Gogarten, H. Van Aken

Anästhesie während der Schwangerschaft (CME 9/01)

Anaesthesia in pregnancy

Schlüsselwörter Dieser Beitrag enthält keine Schlüsselwörter
Keywords Pregnancy, Anaesthesia, Surgery operative, Fetus
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Neben geburtshilflichen Operationen wie einer Cerclage und fetalen Eingriffen wird bei ca. 2% aller Schwangeren während der Schwangerschaft eine nichtgynäkologische Operation durchgeführt. Hierbei müssen die physiologischen Veränderungen während der Gravidität ebenso berücksichtigt werden, wie die potentiellen teratogenen Schäden und Nebenwirkungen beim Neugeborenen.


Da bei fast allen in der Anästhesie eingesetzten Substanzen eine teratogene Wirkung nicht bekannt ist, hat die Auswahl des Anästhesieverfahrens weniger Bedeutung als die Aufrechterhaltung des mütterlichen arteriellen Drucks, der Oxygenierung und einer Normokapnie. Bei fetalen Operationen ist eine Allgemeinanästhesie aufgrund der über die Plazenta erfolgenden Anästhesie und Immobilisation des Fetus im Vergleich mit einer Regionalanästhesie vorzuziehen. Als zusätzliche Überwachungsmaßnahmen sollten eine kontinuierliche Messung der fetalen Herzfrequenz, eine Kontrolle der Wehentätigkeit sowie bei fetalen Operationen die Messung des zentralen Venendrucks erfolgen. Letzteres erfolgt aufgrund des erhöhten Risikos eines Lungenödems bei gleichzeitiger Tokolyse. Für den intraoperativen Einsatz von Tokolytika eignen sich neben den Inhalationsanästhetika am ehesten Magnesium und Nitroglycerin, aber auch ß-Sympathomimetika und Kalziumantagonisten. Beim Einsatz von Vasopressoren zur Aufrechterhaltung des arteriellen Drucks ist nicht so sehr die Wahl des Medikamentes, als vielmehr die vorsichtige Titration mit Vermeiden einer überschießenden Hypertonie entscheidend, da jede Substanz dosisabhängig den uterinen Blutfluß beeinträchtigen kann. Postoperativ sollte eine möglichst gute Analgesie mit Vermeiden einer Streßreaktion bei gleichzeitig fortgesetzter fetaler Überwachung durchgeführt werden. Auch wenn es durch die Gabe von Analgetika oder Anästhetika zu einer eingeschränkten fetalen Herzfrequenz kommt, können späte Dezelerationen und fetale Bradykardien erkannt und behandelt werden.

Summary Summary: In addition to obstetric procedures such as cervical cerclage and fetal surgery, 2% of all pregnant patients undergo surgery for nonobstetrical reasons. The physiological changes of pregnancy as well as the potential teratogenicity and side effects of administered drugs have to be considered. Because most anaesthetics do not display teratogenic effects, maintenance of arterial blood pressure and uterine blood flow is more important than the type of anaesthesia. Moreover, normoventilation with avoidance of hypocarbia or oxygen desaturation is of significance. For surgery in utero, fetal anaesthesia and immobilization have to be achieved, favouring the use of general anaesthesia with volatile anaesthetics. In addition to standard monitoring, fetal heart rate and central venous pressure should be monitored, as fetal surgery carries a high risk of premature labour and maternal pulmonary edema. The latter is pronounced with concomitant application of tocolytic drugs. Suitable drugs for intraoperative tocolysis include magnesium sulfate, nitroglycerin, calcium channel blockers, and ß-sympa-thomimetics in addition to volatile anaesthetics. If vasoactive drugs have to be used for maintenance of arterial blood pressure, these should be carefully titrated to avoid maternal hypertension, as most commonly used drugs can reduce uterine blood flow in higher doses. Postoperatively, care should be taken to avoid painful stimuli and a maternal stress response by supplying effective analgesia. Although opioids and anaesthetics lead to a decrease in fetal heart rate variability, late decelerations and fetal bradycardia can be detected by continued fetal heart rate monitoring and treated.
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