Zusammenfassung: Unter hyperbarer Oxygenation versteht man die Behandlung eines spontanatmenden oder beatmeten Patienten mit reinem Sauerstoff bei Umgebungsdrucken von mehr als 100 kPa in einer Überdruckkammer. Durch diese Behandlungsform kommt es in den Geweben zu einer deutlichen Erhö-hung des Gehalts an physikalisch gelöstem Sauerstoff.
Die hyperbare Oxygenation verbessert die leukozytä-re Phagozytoseaktivität, stimuliert Wundheilungsprozesse, reduziert Gewebsödeme und ermöglicht eine Oxygenierung unabhängig vom Hämoglobin. Zu den allgemein anerkannten und wissenschaftlich gestütz-ten Indikationen der hyperbaren Sauerstofftherapie zählen die Dekompressionskrankheit, arterielle Gasembolie, Kohlenmonoxidvergiftung, die Prophylaxe und Therapie einer Osteoradionekrose oder Weichteilradionekrose, die Myonekrose bei Clostri-dieninfektion sowie gefährdete Haut- und Weichteiltransplantationen. Darüber hinaus wird die hyper-bare Oxygenation eingesetzt bei ausgewählten Problemwunden, außergewöhnlichem Blutverlust, intrakraniellen Abszessen, nekrotisierenden Weichteilinfektionen, therapierefraktärer Osteomyelitis, Crushverletzungen, Verbrennungen und akutem Hörverlust. Zu den Gefahren und Nebenwirkungen der hyperba-ren Sauerstofftherapie zählen neben Barotraumen die potentielle Toxizität des Sauerstoffs gegenüber dem zentralen Nervensystem. Toxische Sauerstoffeffekte auf zellulärer Ebene werden auf die Entstehung von freien Sauerstoffradikalen zurückgeführt. Die Inzi-denz dieser Nebenwirkungen hängt generell vom Sauerstoffpartialdruck und der Expositionsdauer ab. Die neurotoxischen Effekte des Sauerstoffs können eine Vielzahl möglicher neurologischer Symptome verursachen. Neben Sehstörungen, Halluzinationen, Übelkeit, Zuckungen der Gesichtsmuskulatur, Schwindel und Benommenheit kann es zu zerebralen Krampfanfällen kommen.