Zusammenfassung: Sepsis, septischer Schock und Sepsis induziertes Multiorganversagen haben den höchsten Anteil an der Mortalität von Patienten auf chirurgischen Intensivstationen. Ausgehend von einer Infektion führt eine komplexe Interaktion von Komponenten des inflammatorischen und koagulatorischen Systems zu einem Schockgeschehen mit peripherer Minderperfusion, Gewebehypoxie und Organdysfunktion.
Therapeutische Strategien, die ein Eingreifen auf der Ebene des inflammatorischen Systems oder des Gerinnungssystems oder aber eine direkte Beeinflussung der peripheren Zirkulation ermöglichen, erscheinen deshalb sinnvoll. Obwohl in den letzten Jahren viele dieser Ansätze Gegenstand intensiver experimenteller und auch klinischer Forschung waren, ist Drotrecogin-??zurzeit die einzige Substanz, deren Wirksamkeit in einer großen klinischen Studie gesichert wurde und die heute dem Kliniker zur Verfügung steht. Aufgrund der schwerwiegenden Effekte auf das koagulatorische System müssen hier jedoch eine Reihe von Kontraindikationen streng beachtet werden. Ferner ist die Anwendung von Drotrecogin-??mit erheblichen Kosten verbunden und die Wirksamkeit nur bei schweren Verlaufsformen der Sepsis mit einem Versagen von mindestens zwei Organsystemen gesichert. Darüber hinaus gibt es deutliche Hinweise dafür, dass eine Substitutionstherapie mit niedrig dosiertem Hydrocortison einen positiven Effekt bei Patienten im septischen Schock hat, weshalb dieser therapeutische Ansatz heute empfohlen wird. Bezüglich dieser Therapie sind jedoch noch eine Reihe von Fragen offen, die zur Zeit in einer großen Multicenterstudie untersucht werden. Bestimmte Katecholamine wie z.B. Dopexamin, aber auch andere Substanzen wie z.B. N-Acetylcystein oder Prostacyclin sind theoretisch in der Lage, die periphere Perfusion und Oxygenierung zu verbessern. Für all diese Substanzen gilt jedoch, dass es zurzeit keine gesicherten Daten gibt, die einen Einsatz in der klinischen Routine rechtfertigen würden. Wesentliches Prinzip zur Aufrechterhaltung einer adäquaten Gewebeperfusion ist deshalb eine frühzeitige und konsequente Stabilisierung der globalen Hämodynamik.