Sonderbeiträge | Special Articles
R. Karger, V. Kretschmer, H. Wulf

Risiken der Transfusion von Blutkomponenten: Aktuelle Anhaltszahlen für eine „quantitative“ Risikoaufklärung

Risks of blood transfusion – current incidence data for “quantitative” patient information

Schlüsselwörter Bluttransfusion, Risiken, Nebenwirkungen, Komplikationen, Ärztliche Aufklärung
Keywords Blood Transfusion, Risks, Side Effects, Complications, Patient information
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Eine Vielzahl von Entwicklungen im Bereich der Auswahl von Blutspendern, der Herstellung von Blutkomponenten und der Testung hat in den letzten 20 Jahren dazu geführt, dass das Risikoprofil von Blutkomponenten einen erheblichen Wandel erfahren hat.


Mit diesem Artikel sollen dem Anästhesisten die aktuellen Inzidenzen der möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen von Bluttransfusionen an die Hand gegeben werden, um ein informatives Aufklärungsgespräch führen zu können. Methodik: Maßgebliche Original- und Übersichtsartikel der letzten ca. 10 Jahre, die Risikokennzahlen aufführen, wurden gesichtet. Der Einfluss neuerer Entwicklungen auf diese Zahlen wird, sofern er noch nicht durch Studien belegt ist, auf der Grundlage der wissenschaftlichen und klinischen Erfahrungen der Autoren diskutiert. Ergebnisse: Die in der Laien-Öffentlichkeit bekanntesten Risiken der Bluttransfusion, wie z. B. die Übertragung von HIV, sind extrem selten geworden. Sie treten hinter wesentlich häufigere, aber ebenso schwerwiegende Risiken wie die akute hämolyische Transfusionsreaktion durch AB0-Fehltransfusion, die u. U. letale Septikämie durch bakteriell kontaminierte Blutkonserven oder die transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz zurück, obwohl auch diese Risiken im Vergleich zu ähnlich ernsten, meist aber hingenommenen Nebenwirkungen bei anderen medizinischen Maßnahmen ausgesprochen selten sind. Schlussfolgerung: Der Schwerpunkt der ärztlichen Aufklärung über die Risiken der Bluttransfusion muss dieser Entwicklung Rechnung tragen und sich daher verlagern von den Virus-Infektionen zu anderen häufigeren, aber vergleichbar folgenreichen Komplikationen.

Summary Summary: Numerous developments over the last 20 years in the areas recruitment of blood donors, preparation of blood products, and testing for infectious disease have led to a considerable change in the risk profile of blood products. This article aims to provide the anaesthetist with current data on the incidence of potential side effects and complications of blood transfusions, and thus enable him to supply the patient with solidly based information. Methods: Major original articles and reviews published over the last 10 years or so were sifted through for data on the incidence of transfusion risks. In so far as it has not yet been investigated in relevant studies, the impact of recent developments on these data is discussed on the basis of the authors’ own scientific and clinical experience. Results: The risks of blood transfusion best known to the lay public, such as HIV transmission, are now extremely rare. Other far more common, but equally serious complications are acute haemolytic transfusion reactions due to AB0 mismatching errors, fatal septicaemia caused by blood products contaminated with bacteria, or transfusion-associated lung injury. Nevertheless, these risk, too, are still rare in comparison with serious, but tolerated, side effects of other medical interventions. Conclusion: The main emphasis of patient information about the risks of blood transfusion must take account of these developments, and move away from the transmission of viruses to other, more common, but equally serious complications.
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