Sonderbeiträge | Special Articles
T. Henze

Das Wachkoma – Wach-sein ohne Bewusstsein

The vegetative state – awake but unconscious

Schlüsselwörter Bewusstsein, Vegetative State, Wachkoma, Apallisches Syndrom, Schädel-Hirn-Trauma
Keywords Consciousness, Vegetative State, Coma, Apallic Syndrome, Head Injury
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Die Begriffe „Wachkoma“ oder „Vegetative State“ bezeichnen einen Zustand nach schwerster Hirnschädigung. Seine Charakteristika sind die Bewusstlosigkeit und hierbei vor allem die fehlende Fähigkeit des Patienten zu Selbstwahrnehmung, Aufmerksamkeit, reproduzierbaren und willkürlichen Reaktionen nach externer Stimulation, sowie die gleichzeitig erhaltenen Phasen von Wachheit innerhalb eines irregulären Schlaf-Wach-Rhythmus.


Die Diagnose stützt sich vor allem auf klinische Befunde. Hierfür wurden mittlerweile von mehreren Fachgesellschaften entsprechende diagnostische Kriterien publiziert. Einige elektrophysiologische und neuroradiologische Untersuchungen können die Diagnose eines Wachkomas untermauern. Von großer Bedeutung ist die Differentialdiagnose gegenüber anderen Erkrankungen, z.B. dem Locked-In-Syndrom und dem Akinetischen Mutismus. Hier sollte immer ein in der Diagnostik dieser Erkrankungen erfahrener Neurologe zu Rate gezogen werden. Inwieweit tatsächlich ein vollständiger Bewusstseinsverlust vorliegt, kann mit den heutigen klinischen und apparativen Untersuchungsmöglichkeiten nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Befunde aus Untersuchungen mit Ereignis-korrelierten Potentialen sowie der Positronen-Emissions-Tomographie deuten darauf hin, dass selbst bei schwerer Hirnschädigung inselförmige kortikale Regionen mit stimulierbarem Stoffwechsel und kognitiven Restfunktionen vorhanden sein können. Der noch recht neue Begriff des „Minimally conscious state“ legt überdies nahe, dass es zwischen den Zuständen eines vollständigen Bewusstseinsverlustes einerseits und nur geringer kognitiver Einschränkungen andererseits Abstufungen gibt. Deren prognostische Relevanz ist jedoch derzeit noch unklar, wie insgesamt eine Prognose für Patienten im Wachkoma nur schwer gestellt werden kann. In jedem Fall ist eine intensive und umfassende Pflege sowie medizinische und rehabilitative Therapie über einen langen Zeitraum erforderlich.

Summary Summary: The term vegetative state describes a condition resulting from most severe damage to the brain. The major characteristics of this syndrome are loss of consciousness, in particular of self-awareness, attention, and reproducible and purposeful reactions to external stimuli, as well as preservation of phases of wakefulness within an irregular sleepwake rhythm. The diagnosis is based primarily on clinical findings, and a list of relevant criteria has been published by several medical societies. A number of electrophysiological and neuroradiological investigations can support the clinical diagnosis. Of great importance is the differential diagnosis, for example, from the locked-in syndrome and akinetic mutism. A neurologist familiar with these disorders should always be consulted. Whether loss of consciousness is complete in these patients cannot be determined unequivocally even with present-day paraclinical investigations. Results of investigations with event-related potentials and positron emission tomography suggest that even after severe brain damage circumscribed cortical regions responding to stimulation by enhanced metabolism and showing residual cognitive functions may be preserved. Moreover, the recently introduced term “minimally conscious state” suggests that between a completely vegetative state on the one hand and only minor impairment of cognitive function on the other there may be grades of levels of consciousness, the prognostic relevance of which is, however, just as unclear as the course and prognosis are difficult to determine. In any case, protracted and intensive nursing care, medical treatment and multimodal rehabilitative management will be required.
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