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Zertifizierte Fortbildung | Continuing Medical Education (CME)
P. H. Tonner

Wirkmechanismen von Anästhetika

How do anaesthetics act?

Schlüsselwörter Allgemeinanästhesie, Wirkmechanismen von Anästhetika, Rezeptoren, Ionenkanäle, Neuronale Zellverbände
Keywords General Anaesthesia, Mechanism of Action of Anaesthetics, Receptors, Ion Channels, Neuronal Assemblies
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Seit über 150 Jahren werden Narkosen durchgeführt. Dennoch ist bis heute noch nicht geklärt, wie Anästhetika ihre Wirkungen erzielen. Aufgrund der großen Vielfalt der molekularen Strukturen von Anästhetika und deren hydrophober Natur wurde lange Zeit die Theorie der Wirkung auf unspezifische Ziele bevorzugt, wie es zum Beispiel die zelluläre Lipidmembran darstellt.


Zunehmend stellte sich aber heraus, dass Anästhetika ihre Effekte nicht durch eine unspezifische Wirkung vermitteln, sondern über die Bindung an eine Vielzahl unterschiedlicher Bindungsstellen, wie zum Beispiel Ionenkanäle, die Anästhetika individuell binden. Die gemeinsame Endstrecke dieser Wirkungen stellt die Anästhesie dar. Fortschritte im Bereich der Neurobiologie, aber auch im Bereich der molekularen Genetik erlauben eine detaillierte Untersuchung von molekularen Zielstrukturen sowie auch deren gezielte Modifikation. Auf diese Weise hat unser Wissen über die Grundlagen der Wirkung von Anästhetika bedeutend zugenommen. Neben Veränderungen von neuronalen Strukturen dürfen aber Veränderungen der Funktion neuronaler Zellverbände durch Anästhetika nicht außer acht gelassen werden. Kürzlich vorgestellte Theorien zum Wirkmechanismus von Anästhetika gehen von einer Aufhebung der funktionellen Bindung zwischen Neuronenverbänden während einer Anästhesie aus.

Summary Summary: Although anaesthesia has now been employed for more than 150 years, it is still not clear how anaesthetics achieve their effects. In view of the heterogeneity of the molecular structure of general anaesthetics and their hydrophobic nature, an action on unspecific targets such as the lipid cell membrane was assumed. However, evidence has been accumulated that the effect of anaesthetics is not unspecific, but rather is mediated through specific binding to a multitude of sites, such as ion channels. The final endpoint common to all these effects is anaesthesia. Advances in the field of neurobiology and molecular genetics permit a detailed investigation of molecular targets as well as their specific modification. This has substantially improved our understanding of the basic mechanisms of anaesthesia. Apart from the modulation of neuronal structures, however, changes in the function of neuronal networks should not be ignored. Recent theories of the mechanism of action of anaesthetics assume a disruption of the functional binding between neuronal assemblies during anaesthesia.
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