Sonderbeiträge | Special Articles
T. Pasch, M.P. Zalunardo, P. Orlow, M. Siegrist, M. Giger

Blicke über den Tellerrand: Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie in der Schweiz

Postgraduate specialist training in anaesthesiology in Switzerland

Schlüsselwörter Weiterbildung in Anästhesiologie, Schweiz, Facharztprüfung, Visitationsprogramm für Weiterbildungsstätten, Befragung der Assistenzärzte
Keywords Postgraduate Training in Anaesthesiology, Switzerland, Examination, Hospital Visiting Programme, Enquiry on Postgraduate Training
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Nachdem die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) während mehr als 70 Jahren die Facharztweiterbildung und Titelverleihung durchgeführt hatte, wurde diese im Jahr 2002 mit Inkrafttreten der bilateralen Verträge mit der EU der Oberaufsicht der Eidgenossenschaft unterstellt.


Für die Regelung der Weiterbildung ist die FMH seitdem im Auftrag des Bundes zuständig. Die einschlägigen Bestimmungen hat die FMH in der Weiterbildungsordnung (WBO) zusammengefasst. Diese legt fest, dass die Fachgesellschaften für die Ausarbeitung der Weiterbildungsprogramme (WBP), die Organisation und Durchführung der Fach­arzt­prüfungen sowie die Durchführung von Visitationen bei Anerkennungen von Weiterbildungsstätten zuständig sind. Im Hinblick auf die Einführung des Medizinalberufegesetzes, welches am 1. September 2007 in Kraft getreten ist, akkreditierte das Eidge­nössische Departement des Innern (EDI) im Mai 2005 die FMH bzw. die Weiterbildungsordnung und die 44 eidgenössischen Weiterbildungsprogramme. In diesem Rahmen ist der Schweizerischen Gesellschaft für Anästhesiologie und Reanimation (SGAR) der Auftrag erteilt worden, aus ihrem WBP die nicht fachspezifische Weiterbildung von einem Jahr zu streichen und somit die Mindestweiterbildungsdauer auf fünf Jahre zu verkürzen. Die Revision des anästhesiologischen WBPs soll im Jahr 2008 abgeschlossen werden und den gewandelten Bedingungen in Arbeitswelt, Arbeitsrecht und Didaktik Rechnung tragen. Für Intensivmedizin gibt es einen eigenen Facharzt mit WBP. Seit 1986 ist das erfolgreiche Absolvieren einer Facharztprüfung in der Anäs­thesiologie obligatorisch. Sie besteht aus zwei Teilen. Die erste Teilprüfung entspricht dem schriftlichen Examen (Part I) für das European Diploma in Anaesthesiology and Intensive Care, in der zweiten, mündlichen Teilprüfung sind in zwei Durchgängen „guided questions“ zu überwiegend klinischen Fällen zu beantworten. Für die Anerkennung und Kate­gori­sierung der Weiterbildungsstätten durch die FMH ist die Weiterbildungsstättenkommission zuständig. Die SGAR hat schon im Jahr 2000 eine eigene Kommission zur Evaluation der Weiterbildungs­stätten gebildet und als erste Fachgesellschaft mit der systematischen Visitation der anästhesiologischen Weiterbildungsstätten gemäß den Vorgaben der WBO begonnen. Seit 1997 führt die FMH jedes Jahr eine landesweite Befragung der Assistenz­ärztinnen und -ärzte über die Weiterbildung durch, aufgrund deren Resultate sowohl die Weiterbildung im Fachgebiet als auch in der Weiterbildungsstätte vergleichend bewertet werden können. Ein ungenügendes Abschneiden in der Beurteilung durch die Assistenten löst im Prinzip eine Visitation der betreffenden Weiterbildungsstätte aus. Als Stärken der Weiterbildung in der Schweiz gelten die strukturierte Vermittlung der Lerninhalte sowie das Arbeitsklima. Im Vergleich zur Weiterbildung an deutschen Kliniken wird die Qualität der Weiterbildung in Anästhesio­logie in der Schweiz von den Assistenzärztinnen und Assistenzärzten als besser beurteilt.

Summary Summary: For more than 70 years, the Swiss Medical Association (Foederatio Medicorum Helveticorum, FMH) had conducted the training and certification of medical specialists. As the bilateral approach treaties between the EU and Switzerland came into effect in 2002, these matters were put under the control and supervision of the Swiss Confederation. Since then, the FMH has been responsible for the regulation of specialist training on behalf of the Federal Government. The relevant regulations of the FMH are contained in the Ordinance on Specialist Training (Weiterbildungsordnung, WBO) stipulating that the specialist societies are responsible for the development of training programmes, the organisation and management of examinations and hospital visitation programmes. In view of the coming into effect of the law on medical professions on 1st September 2007, the FMH, the Ordinance on Specialist Training and the 44 specialist training programmes were successfully accredited in 2005 by the Department of the Interior. Subsequently, the Swiss Society of Anaesthesiology and Reanimation (SSAR) was commissioned with revising its training programme in such a way that the minimal duration of training was reduced from 6 to 5 years by cancelling 1 year of non-anaesthesiology training. The current revision of the training programme in anaesthesiology is to be finished in 2008 and will take the changes in working conditions and legislation as well as new teaching aids into account. Intensive care medicine is an independent specialisation with a separate training programme. In 1986 an exami­nation was made compulsory. It has two parts. Part I is a written examination identical to the part I examination for the European Diploma in Anaesthesiology and Intensive Care, part II consists of 2 vivas examin­ing clinical cases and problems by means of guided questions. A Committee on Training Centres is in charge of the recognition and categorization of train­ing centres by the FMH. In 2000, the SSAR formed a Committee on Evaluation of Training Centres and was the first specialist society that systematically visited all training centres according to the requirements of the Ordinance on Specialist Training. Since 1997 an annual enquiry of all residents on postgraduate medical training has been carried out by the FMH. The results permit comparisons between various specialisations and setting benchmarks for training centres. If a centre is judged below a given lower mark by the trainees it has, in principle, to be revisited. The extent of responsibility of specialist societies for their training programmes, mandatory examinations, the hospital visiting programmes and the working atmosphere may be considered strengths of postgraduate training in Switzerland. Data obtained from comparative enquiries show that Swiss trainees rank the quality of their postgraduate training in anaesthesiology higher than German trainees do.
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