Sonderbeiträge | Special Articles
U. X. Kaisers, A. Welker, Th. Busch, A. Schleppers, F. Hokema, J. Bajorat, G. Nöldge-Schomburg

Aktuelle Personalsituation im ärztlichen Dienst der Anästhesiologie an universitären Einrichtungen in Deutschland

Current situation of anaesthesiology staff at university hospitals in Germany

Schlüsselwörter Anästhesie, Honorarärzte, Ärztemangel, Universitäts-kliniken, Deutschland
Keywords Anaesthesiology, Locums, Staff Shortage, University Hospitals, Germany
Zusammenfassung

Hintergrund: Mit der DRG-Einführung kam es zu einer erheblichen Arbeitsverdichtung in der anästhesiologischen Versorgung, die in der universitären Medizin in zunehmendem Maße besonders im ärztlichen Dienst zu Personaldefiziten führt. Die vorliegende Studie untersuchte mittels einer Umfrage die Einschätzung der aktuellen Personalsituation durch die Kliniken für Anästhesiologie an deutschen Universitäten.


Teilnehmer und Methoden: Die Umfrage richtete sich an 39 Ordinariate der Anästhesiologie und wurde im Zeitraum Dezember 2010 bis Februar 2011 von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) und dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) durchgeführt. Der Rücklauf der Fragebögen betrug 92 %. Ergebnisse: 39 % der befragten Anästhesieabteilungen gaben eine unzureichende Stellenausstattung an und 33 % hatten zum Zeitpunkt der Umfrage nicht alle ärztlichen Planstellen besetzt. Bei der überwiegenden Mehrheit (81 %) traten unbesetzte Stellen infolge von Fluktuationen auf; bei 50 % dauerten Neubesetzungen im Durchschnitt mehr als sechs Wochen. Im Mittel blieben im letzten Jahr an jeder teilnehmenden universitären Einrichtung pro Monat 2,8 Arztstellen unbesetzt. Bei 75 % der Befragten führte dies zu Mehrarbeit und bei 58 % zum Einsatz von Mitarbeitern aus Forschung und Lehre in der Krankenversorgung. Ein Anteil von 53 % gab nega- tive Auswirkungen auf die Weiterbildung an. Der erweiterte Einsatz von Pflegekräften erfolgte bei 17 % der Befragten, und 8 % gaben an, Honorarärzte zu beschäftigen; 25 % sehen hier auch mittelfristig weiteren Bedarf. Eine künftige Zunahme der Stellenbesetzungsprobleme sahen 56 % der Teilnehmer voraus. Schlussfolgerungen: Die Personalsituation im ärztlichen Dienst der Anästhesiologie an Universitätskliniken in Deutschland ist heterogen und durch akute Besetzungsprobleme in einem erheblichen Teil der Einrichtungen gekennzeichnet. Im Mittel ist das Personaldefizit derzeit noch moderat. Der Ausgleich erfolgt primär durch Mehrarbeit sowie durch den Transfer von Mitarbeitern aus Forschung und Lehre in die Krankenversorgung. Der erweiterte Einsatz von Pflegekräften und Honorarärzten ist bisher noch die Ausnahme. Eine rational begründete Stellenbemessung, eine marktübliche Vergütung sowie ein attraktives Arbeitsklima vor Ort sind Voraussetzungen, um die Personalsituation zu verbessern und den Einsatz von Fremdkräften nachhaltig zu reduzieren.

Summary Introduction: Implementation of the German DRG system induced an increasing workload that led to a supply and demand imbalance in the hospital staff sector. The aim of this study was to investigate the current job situation at German university departments of anaesthesiology. Participants and methods: Under the supervision of the German Society of Anaesthesiology and Intensive Care Medicine and with the support of the Professional Association of German Anaesthetists, a survey of 39 university anaesthesiology chairs was conducted between December 2010 and February 2011. Results: The questionnaire return rate was n=36 (92 %). An inadequate personnel budget was reported by 39 %, and 33 % had vacant staff positions at the time of the survey. In most departments (81 %), the vacancies resulted from fluctuations, and in 50 % of the cases it took an average of more than six weeks to effect replacement. On average, each department had a deficit of 2.8 physicians per month. 75 % compensated increased workload with extra work, and 58 % transferred staff from teaching and research to medical care. In consequence, 53 % reported negative effects on medical training. Delegation to nursing staff was undertaken by 17 % while 8 % employed locum doctors. 25 % predicted further requirements over the middle term. Continuing personnel problems in the near future were anticipated by 56 %. Conclusions: On average, personnel deficits in departments of anaesthesiology are still moderate and compensated primarily by extra work or transferring teaching and research staff to medical care in German universities. Delegation of anaesthesiological tasks and the hiring of locum doctors remains the exception. Adequate budgets and payment, together with an attractive working environment and reliable qualification programmes are needed to improve staff shortfall, and reduce the need for delegation or locum doctors.
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