Übersichten | Review Articles
Klinische Anästhesie | Clinical Anaesthesia
P. Saur, J. Roggenbach, S. Meinl, A. Klinger, N. Stasche, E. Martin, A. Walther

Präoperatives Management von Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom

Preoperative management for patients with obstructive sleep apnoea – Results of a national online survey

Schlüsselwörter Anästhesie, Schlafapnoe, OSAS, Screening, Prämedikation
Keywords Anaesthesia, Sleep Apnoea, OSAS, Screening, Premedication
Zusammenfassung

Hintergrund: Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 80% der Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) nicht diagnostiziert sind und damit auch nicht behandelt werden. Um perioperative Komplikationen zu vermeiden und eine adäquate anästhesiologische Betreuung zu gewährleisten, ist es jedoch essentiell, diese Patienten zu erkennen und entsprechend ihres Ri­‑ si­koprofils vorzubereiten.


Methodik: Die Datenerhebung erfolgte mittels eines Online-Fragebogens. 12.113 Mitglieder der unterstützenden Fachge­sellschaften wurden per E-Mail zur Teil­nahme aufgefordert. Gleichzeitig wurde in einer Fachzeitschrift zur Studienteilnahme aufgerufen. Ergebnisse: 1.671 Fragebogen wurden ausgewertet. 57% der Teilnehmer gaben an, dass Sie eine gezielte Anamnese hinsichtlich des Vorhandenseins eines OSAS durchführen. Dabei stellen 93% mündliche Fragen in Ergänzung zum schriftlichen Anästhesiefragebogen. Er­‑ gibt sich bei einem Patienten der Verdacht auf ein OSAS, ergreifen 84% der Befragten keine weiteren Maßnahmen, wobei 65% diese Patienten wie jene behandeln, bei welchen ein OSAS diagnostiziert wurde. Nur 11% veranlassen weitere präoperative Untersuchungen, um die Diagnose zu überprüfen. 26% der Befragten gaben an, Benzodiazepine oder Neuroleptika zur Prämedikation zu verwenden. 10% verordnen Clonidin. 69% verzichten bei Patienten mit OSAS auf eine medikamentöse Prämedikation. Schlussfolgerung: Eine knappe Mehr-heit der teilnehmenden Ärzte versucht, Patienten mit einem OSAS präoperativ gezielt zu identifizieren. Allerdings ver­‑ wendet die überwiegende Mehrheit hierzu lediglich ergänzende mündliche Fragen. Überraschenderweise veranlasst die Mehrzahl keine weitere Diagnostik. 65% der Befragten reicht ihre Anam­neseerhebung für die vorläufige Diagnose­stellung aus. 19% ziehen aus ihrer eigenen Befragung keinerlei Kon­sequenz. Trotz der Gefahr einer Atemwegsobstuktion und Apnoe verwenden mehr als ein Viertel der Befragten weiterhin Benzodiazepine und Neuroleptika zur Prämedikation von Patienten mit OSAS.

Summary Background: It has been estimated that more than 80% of patients with ob­structive sleep apnoea syndrome (OSAS) are undiagnosed and therefore remain untreated. However, to prevent peri­- o­perative complications and ensure ad­‑ equate anaesthetic management, it is essential that such patients be identified and prepared in accordance with their individual risk profile. Methods: Data were collected via an on­‑ line questionnaire. We contacted 12,113 members of the participating anaes- the­tic societies via Email. In addition, an ap­peal for further participants was launched in a professional journal. Results: 1,671 questionnaires were com­‑ pleted and analysed. 57% of the respondents reported that they obtain a specific medical history to identify patients with OSAS. In addition to the pre-anesthesia questionnaire, 93% also question pa- ­tients directly. If OSAS is suspected, 84% of the respondents undertake no further action while 65% simply treat such patients as having OSAS. Only 11% refer patients with possible OSAS for further evaluation and treatment. 26% of the respondents reported using benzodiazepines or antipsychotics for premedication, 10% prescribe clonidine while 69% do not premedicate patients with OSAS. Conclusions: A narrow majority of the respondents attempt to identify patients with OSAS, but the vast majority merely ask further questions. Surprisingly, most of the respondents do not initiate further testing. 65% simply base the suspected diagnosis OSAS on their own history taking. 19% take no action bases on the history. Despite the risk of airway obstruction, more than one quarter of the respondents continue to use benzodiazepines or antipsychotics for premedication of patients with OSAS.
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