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Zertifizierte Fortbildung | Continuing Medical Education (CME)
M. Jöhr

Das nicht-kooperative Kind – Prophylaxe, Vorgehen, Tipps

The combative child – prevention and practical solutions

Schlüsselwörter Kinderanästhesie, Nicht-kooperatives Kind, Implizites Gedächtnis, Midazolam, Ketamin, Clonidin
Keywords Paediatric Anaesthesia, Combative Child, Implicit Memory, Midazolam, Ketamine, Clonidine
Zusammenfassung

In der anästhesiologischen Literatur finden sich nur wenige konkrete Emp­fehlungen zum Vorgehen beim nicht-kooperativen Kind. Das Prämedikationsgespräch ermöglicht, Kinder mit dem erhöhten Risiko einer schwierigen oder gar „stürmischen“ Einleitung herauszufiltern.


Das Erfolgsrezept des Erfahrenen ist die Prävention, d.h. das rechtzeitige Erkennen eines vermutlich nicht-kooperativen Kindes. Kindern geht es gut, wenn sie spüren, dass die Eltern mittragen, was momentan geschieht, und wenn zügig und professionell gear­beitet wird. Die Angst des Kindes steigt, wenn die Eltern weggehen – beim Einleiten aber vermindern die Eltern im Gegensatz zu Midazolam das Angstempfinden nicht. Vor allem wenig Erfahrene können viele Schwierigkeiten bei der Narkoseeinleitung umgehen, wenn sie eine orale oder rektale Prämedikation mit Midazolam verwenden. Midazolam verbessert unbestritten die Qualität der Narkoseeinleitung. Die Abspeicherung expliziter – d.h. bewusst abrufbarer Gedächtnisinhalte – wird gehemmt, nicht jedoch die der impliziten, die aber trotzdem unsere Ängste und unser Verhalten beeinflussen. Ketamin ist besonders hilf­reich, wenn ein unkooperatives Kind erwartet wird. Es kann oral, rektal oder nasal verabreicht werden. Clonidin führt zu einem ruhigen Aufwachverhalten, die anxiolytische Wirkung steht aber nicht im Vordergrund. Verschiedene Vorgehensweisen stehen zur Wahl: Einbezug der Eltern, Nachprämedikation mit Ketamin, gekonnte inhalative oder intravenöse Einleitung bei Ablenkung oder gar Festhalten des Kindes. Ausnahmsweise kann der Eingriff, vor allem bei größeren Kindern, auch aufgeschoben werden. Die Wahl hängt individuell von der Situation und auch von den Fähigkeiten des Anästhesieteams ab. Erfahrung mit Kindern, manuelle Fertigkeiten sowie Empathie für das Kind und die Eltern sind die Schlüssel zum Erfolg.

Summary There is only limited information in the literature on the optimal proceeding in case of non-cooperative children. The preoperative visit should allow to identify children with an increased risk of a stormy induction. The successful recipe of the experienced anaesthesiologist is prevention, i.e. the timely recognition of the child at risk. It is good for children to feel that their parents support the planned procedure, and to experience a speedy and professional care. The anxiety score of the child increases when the parents leave; but during induction, parental presence, in contrast to midazolam, does not decrease the score. An oral or rectal premedication with midazolam allows the moderately experienced practitioner to bypass many difficulties at the time of induction. Midazolam definitively enhances the quality of induction. It blocks the storage of information in the explicit memory, but not in the implicit memory which has a profound impact on behaviour and anxiety. Ketamine is very helpful when non-cooperative behaviour is expected. It can be administered orally, rectally and nasally. Clonidine enhances a quiet recovery, but the compound has not a profound anxiolytic effect. In case of a non-cooperative child there are several options: Utilising parental support, additional pharmacological premedication with ketamine, a skilled intravenous or inhalational induction using distraction or even immobilisation of the child. In exceptional cases, especially in older children, postponing the intervention may be the optimal choice. Choice depends on the individual situation and the skills of the anaesthesia team. Experience with children, manual skills and empathy for the child and his parents are keys to success.
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