Mitteilungen | Communications
Wissenschaftliche Kurzbeiträge | Short Scientific Reports
U. Grote, G. Wildenau, A. Jablonka
Primärärztliche Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland
Primary care for refugees in Germany
Schlüsselwörter
Flüchtlinge, Asylbewerber, Erstaufnahmeeinrichtung, Primärärztliche Versorgung
Keywords
Refugees, Asylum Seekers, Primary Health Care, Provision of Health Care
Zusammenfassung
Hintergrund: Durch aktuelle Unruhen in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas sind viele Länder Europas mit einem neuen Flüchtlingsstrom konfrontiert. In Deutschland werden dieses Jahr etwa achthunderttausend Flüchtlinge erwartet.
Durch die vielen Strapazen und die lange Reise benötigen viele der Flüchtlinge eine medizinische Versorgung. Methodik: Während der dreitägigen Beobachtungszeitraumes wurden Behandlungsdaten aus der medizinischen Grundversorgung in zwei zentralen Erstaufnahmen durch Ärzte und Assistenzpersonal unsystematisch im Rahmen der Routineversorgung gesammelt. Demographische Daten und Daten zu Vorstellungsgründen wurden erfasst und ausgewertet. Ergebnisse: In den ersten drei Tagen der Behandlung wurden insgesamt 371 Flüchtlinge medizinisch versorgt. Von den behandelten Flüchtlingen waren 73% männlich, 21% der behandelten Patienten waren unter 18 Jahren. Die meisten Patienten klagten über Atemwegserkrankungen (32%) und Hauterkrankungen (19%). In beiden Einrichtungen wurde eine Häufung von Skabieserkankungen beobachtet. Schlussfolgerungen: Die Erfahrungen belegen die enormen logistischen, kommunikativen und medizinischen Herausforderungen in den Flüchtlingseinrichtungen. Zusätzlich geben sie einen Überblick, mit welchen Erkrankungen und Manifestationen zu rechnen ist und worauf das Fachpersonal Wert legen sollte (z.B. korrekte Dokumentation und Registrierung der Patienten). Langfristig müssen tragfähige Lösungen geschaffen werden, um einen breiten und barrierefreien Zugang zu einer ausreichenden medizinische Versorgung sicherzustellen.
Summary
Background: Due to current armed conflicts in the Middle East and Northern Africa, many European countries face increasing numbers of refugees. Germany is expecting about 800,000 refugees in 2015. After a long journey and associated distress, many of these refugees need medical care.
Methods: During the observation period, data on treatment of refuges were unsystematically collected by physicians and assistants. Data on demographics and reasons for medical treatment were analysed.
Results: During the first three days of treatment in two different refugee camps, a total of 371 refugees were seen by doctors. 73% of these patients were male, 21% under the age of 18 years. Most of these patients reported having respiratory (30%) or skin disorders (19%). Scabies represented a further problem.
Conclusion: Experiences from the first three days have already outlined current problems (e.g. language problems) and approaches how to deal with them. In addition, it gives an overview of common diseases during the first phase of treatment in refugee camps in Germany. It also showed the kind of challenges medical personnel are facing (e.g. correct documentation and registration of patients). Eventually sustainable solutions need to be implemented in order to assure that all refugees will have a broad and barrier-free access to adequate health care provisions.