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Klinische Anästhesie | Clinical Anaesthesia
M. Alb, D.E.S.A., T. Viergutz, A. Gradt, I. Betka, N. Beck, C. Weiß, T. Kirschning, M. Thiel

Untersuchung der Einfluss­faktoren auf die Dauer der perioperativen Risiko­evaluation und anästhe­sio­logischen Aufklärung in einer anästhesiologischen Prämedikations­ambulanz an einer deutschen Universitätsklinik

Investigation of factors influencing the duration of preoperative risk evaluation and anaesthesiological investigation in a preoperative assessment clinic at a German university hospital

Schlüsselwörter Perioperative Behandlung, Risikoeinschätzung, Patientenbehandlung, Patientent­ermi­nierung
Keywords Preoperative Care, Risk Assessment, Patient Care, Patient Appointmen
Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Die perioperative Risikoevaluation von Pa­tienten ist von elementarer Bedeutung für die operative Versorgung. Nicht nur die rechtswirksame Aufklärung und Einwilligung in eine medizinische Maßnahme ist eine wesentliche Aufgabe des Prämedikationsgesprächs, sondern auch die Erhebung einer Anamnese unter besonderer Berücksichtigung etwaiger Blutungsereignisse sowie eine orientierende körperliche Untersuchung mit Eruierung der körperlichen Belastbarkeit.

Eine Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Dauer einer anästhesiologischen Evaluation und der Aufklärung über einen längeren Beobachtungszeitraum wurde nach unserem Kenntnisstand bislang noch nicht durchgeführt. Neben der Erhebung der Dauer des Evalua­tionsgesprächs – aufgeschlüsselt nach operativer Klinik, Narkoseverfahren und Aufklärung, der ASA-Klassifikationen und der Altersverteilung – sollte der Frage nachgegangen werden, von welchen weiteren Parametern die Dauer des Prämedikationsgesprächs wesentlich abhängt. Methodik: In dieser prospektiven Studie wurden die Daten alle Patienten erfasst, die sich zu einem elektiven Eingriff in der Risiko- und Prämedikationsambulanz (RPA) der Universitätsklinik Mannheim im Zeitraum vom 17.03.2014 bis 31.03.2016 vorstellten. Die Patienten rekrutierten sich aus sämtlichen Kliniken einer Universitätsklinik mit Ausnahme Kardiochirurgie, Mund-Kiefer-Gesichts­chirurgie und plastischer Chirurgie. Die Assoziation zwischen der Zielgröße „Dauer des Evaluationsgesprächs“ und diversen Parametern wurde mit uni­variablen statistischen Methoden analysiert. Ferner wurde eine multiple lineare Regressionsanalyse durchgeführt, um den Einfluss mehrerer Faktoren simultan zu testen. Ergebnisse: Insgesamt konnten 26.037 Patienten in unsere Untersuchung, für welche die Aufklärung erfolgte, eingeschlossen werden. Die beiden häufigsten Narkosearten waren die Intubationsnarkose (61,0%) und Regionalverfahren (22,0%). Das Prämedikationsgespräch dauerte im Schnitt 13,43 ± 7,41 Minuten. Es variierte jedoch in Abhängigkeit von diversen Parametern. Den stärksten Einfluss auf die Prämedikationsdauer hatte die Erkrankungsschwere des Patienten; es folgen die Narkoseart, das Alter der Patienten, das Vorhandensein einer operativen Aufklärung und erst danach die operative Fachdisziplin. Schlussfolgerungen: Die Dauer der Prämedikationsgespräche korreliert mit der Erkrankungsschwere, der Narkoseart, dem Alter des Patienten, dem Vorhandensein einer operativen Aufklärung und der chirurgischen Fachdisziplin. Ein Einwirken auf die operativen Kliniken mit der Bitte, die Unterlagen vollständig mit in die Prämedikationsambulanz zu geben, wird nötig sein, um den Gesamtprozess in der Prämedikationsambulanz zu verbessern. Hierfür ist ein interdisziplinäres Verständnis erforderlich, um die Effizienz der präklinischen Betreuung zu steigern und den Patientenkomfort zu erhöhen.

Summary

Background: The perioperative risk evaluation of patients is of prime importance for surgical treatment. Not only the legally correct information and consent to a medical procedure is an essential requirement for preoperative anaesthesia evaluation, but also knowledge of the case history, especially as far as any bleeding events might be concerned, and an orienting physical examination which includes a determination of the patient’s physical capacity. As much as we know, an investigation of factors influencing the duration of preoperative anaesthesia evaluation has not yet been reported. In addition to a quantitative assess­ment of the duration of preoperative risk evaluation depending on the type of surgery, anaesthetic procedure, ASA classification and age distribution, and other parameters expected to contribute to preanaesthetic evaluation were analysed. Material and methods: In this prospective study patients scheduled for elective surgery and presenting at the risk and Preoperative Assessment Clinic (RPA) of the University Hospital of Mannheim in the period from 17 March 2014 to 31 March 2016 were included. Patients were recruited from all surgical departments, with the exception of cardiac surgery, oral and maxillofacial surgery and plastic surgery. Associations between the outcome variable „duration of preoperative risk evaluation“ and various parameters have been tested with appropriate univariate statistical methods. Multiple regression analysis has been performed to analyse the influence of several parameters simultaneously. Results: In total, 26,037 patients were analysed in our study. The most common anaesthetic procedures were general anaesthesia with endotracheal intubation (61.0%) and regional procedures (22.0%). Disease severity had the strongest effect on preoperative anaesthesia evaluation time, followed by availability of information on planned surgical procedure and type of surgical discipline. Conclusion: Preoperative anaesthesia evaluation time correlates with the patient‘s ASA status, anaesthetic procedure, age of the patient, and information including type of surgery and the surgical departments. Completeness of a patient‘s documents is mandatory to expedite preoperative anaesthetic risk evaluation. To this end, process-oriented cooperation between colleagues of surgical disciplines and anaesthesia is required to assure an efficient preoperative risk evaluation and thus the patients‘ safety and comfort.

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