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S. Ziegler · C. Breitbarth · S.G. Sakka

Antikörpertherapie bei einer SARS-CoV-2-positiven Patientin mit einer akuten myeloischen Leukämie

Schlüsselwörter Antikörper – Virusinfektion – Coronavirus – Akute myeloische Leukämie – Sepsis
Keywords Antibody – Virus Infection – Coronavirus – Acute Myeloid Leukaemia – Sepsis
Zusammenfassung

Infektionen durch das Coronavirus sind eine anhaltende Problematik in der aktuellen klinischen Praxis. Die Gabe von neutralisierenden Antikörpern wurde bereits zu Beginn der Pandemie als eine Option zur Behandlung von milden oder moderaten COVID-19-Infektionen geprüft und klinisch eingeführt. Sie erfuhr in den letzten Monaten eine zunehmende Verbreitung, unter anderem auch durch die Empfehlung des Einsatzes von monoklonalen Antikörpern in der ambulanten Versorgung. 

Wir berichten hier über eine 55-jährige Patientin, welche im Rahmen der „zweiten Welle“ mit einer neu diagnostizierten akuten myeloischen Leukämie (AML mit rekurrenten genetischen Aberrationen) unter immunsuppressiver Therapie eine Coronavirus-Infektion wenige Wochen nach der hämatologischen Erstdiagnose erlitt. 

Da sie sich in einem frühen Stadium der Erkrankung befand und Komplikationen im Behandlungsverlauf zu erwarten waren, erhielt sie nach Aufklärung und Zustimmung den damals verfügbaren Antikörper Bamlanivimab. Wir beobachteten den Verlauf der Antikörperspiegel im Blut und die Testergebnisse der Coronavirus-PCR. Im Follow-up zeigte sich die PCR (Nasen-Rachen-Abstrich) an Tag 7 weiter positiv.  Es bestand eine begrenzte endogene spezifische Antikörperproduktion und ein ausgeprägter Nachweis des verabreichten Antikörpers. Der weitere Verlauf war gekennzeichnet von einer geringen klinischen Symptomatik und einem langanhaltenden Antikörpertiter über bis zu 3 Wochen. Die Coronavirus-PCR (Nasen-Rachen-Abstrich) blieb positiv für eine weitere Woche und zeigte sich schließlich negativ an Tag 25. Die Patientin erhielt den nächsten Zyklus der Chemotherapie, entwickelte jedoch unglücklicherweise eine Sepsis (Blutkultur: E. faecium, Ps. aeruginosa). Sie starb wenige Tage später auf der Intensivstation im therapierefraktären septischen Multiorganversagen. 

Summary

Coronavirus infection are an ongoing issue in current clinical practice. Most recently, neutralizing antibody treatment has been approved and clinically introduced as one therapeutic option. So far, clinical experience in the use of the specific antibody is limited. Here, we present a 55-year-old female patient diagnosed for acute myeloid leukaemia (i.e., AML with recurrent genetic aberrations) who contracted a coronavirus infection while under immune-suppressive therapy a few weeks after her haematological diagnosis. Due to the very early stage of disease and a the complicated  clinical course to be expected, she gave her informed consent to receive bamlanivimab antibody therapy. We followed both the antibody levels in her blood and the results of coronavirus PCR testing. Notably, a follow-up PCR of a nasal / pharyngeal swab sample taken 7 days later was positive. We found a limited production of endogenous specific antibody and an “overshoot” of the administered specific antibody. The further course revealed only few clinical symptoms and long-lasting antibody titres over the next 3 weeks. Coronavirus PCR (nasal / pharyngeal swab) remained positive for one more week and finally turned negative on Day 25. The patient underwent chemotherapy – unfortunately she developed sepsis from E. faecium and Ps. aeruginosa and finally died of multiple organ failure on the intensive care unit a few days later. 

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