Sonderbeiträge | Special Articles
S. Wilhelm, Th. Standl

Das abdominelle Kompartment-Syndrom (CME 1/04)

Abdominal compartment syndrome

Schlüsselwörter Kompartment-Syndrom, Abdomen, Blase, Laparotomie, Chirurgische Dekompression, Multiorganversagen
Keywords Compartment Syndrome, Abdomen, Bladder, Laparotomy, Surgical Decompression, Multiple Organ Failure
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Das abdominelle Kompartment-Syndrom als Folge einer akuten oder chronischen Erhöhung des intraabdominellen Drucks stellt ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar, das unbehandelt den Ausfall multipler Organsysteme nach sich zieht und bei Nichtbeachtung typischer Symp-tome zum Tod des Patienten im Multiorganversagen führen kann.


Pathogenetisch kommt es infolge entzündlicher, posttraumatischer oder postoperativer Komplikationen zu einem massiv erhöhten intraabdominellen Druck, der eine rasch progrediente Beeinträchtigung kardiozirkulatorischer, pulmonaler, renaler, intestinaler, metabolischer und cerebraler Funktionen bewirkt. Klinisch imponieren initial ein geblähtes Abdomen, Oligo- oder Anurie sowie die respiratorische Insuffizienz, später eine zunehmende Kreislaufdepression und Linksherzinsuffizienz. Die intraabdominelle Drucksteigerung verläuft dabei häufig so rasant, dass für Diagnostik und Therapie nur wenig Zeit bleiben. Vor dem Hintergrund der hohen Letalität des abdominellen Kompartment-Syndroms stellt bei Misserfolg konservativer Behandlungsmöglichkeiten die sofortige dekompressive Laparotomie in vielen Fällen die einzige Therapieoption dar. Basierend auf tierexperimentellen und klinischen Untersuchungen hat sich daher bei entsprechender Risikokonstellation die standardisierte Erfassung des Blaseninnendrucks, der bis auf wenige Ausnahmen zuverlässig mit dem intraabdominellen Druck korreliert, als sinnvolles Monitoring etabliert. Werte zwischen 15 und 25 mm Hg liegen in einem kritischen Grenzbereich, Werte oberhalb von 25 mm Hg gelten als sicher pathologisch und bedürfen der chirurgischen Intervention. Entscheidend ist jedoch der rasche und dauerhafte Druckanstieg. Im Rahmen der "Cluster Erkennung" (Anamnese, Risikofaktoren, Zeitfaktor, Reversibilität der Symptome nach druckentlastender Laparotomie) sollte diese minimal invasive und leicht reproduzierbare Messmethode bei der klinischen Entscheidungsfindung immer berücksichtigt werden, um eine rechtzeitige operative Therapie einzuleiten, ehe es zu einer irreversiblen strukturellen und funktionellen Schädigung vitaler Organsysteme kommt.

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