Sonderbeiträge | Special Articles
Recht | Legal Affairs
A. Bohn, H. Van Aken, N. Roeder, Th. Weber

Umgestaltung eines Notarztdienstes: Von der Personalgestellung zur Freiberuflichkeit

Reformation of a physician-staffed ambulance service: From provision of personnel to a system of freelancers

Schlüsselwörter Notarzt, Freiberuflichkeit, Qualitätsmanagement, Arbeitszeit, Dienstplanung, Arbeitsrecht
Keywords Emergency Doctors, Freelancing, Quality Management, Working Hours, Shift Scheduling, Employment Law
Zusammenfassung

Zusammenfassung: Hintergrund: Qualifizierte Ärzte, die ein Interesse an einer notärztlichen Tätig­keit haben, sind nicht nur im ländlichen Bereich eine knappe Ressource. Das „Verleihen“ von Ärzten an den Rettungsdienst wird zudem mit der Ein­führung des Arbeitszeitgesetzes zunehmend schwieriger für die Krankenhäuser.


Der Rettungsdienst muss neue Möglichkeiten finden, die benötigten Not­ärzte vorzuhalten. Die Umstellung des Notarzt­dien­stes auf ein freiberufliches System ist eine Alter­native, wirft jedoch vielfältige organisatorische und rechtliche Fragen auf. In enger Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, Notärzten und dem Träger des Rettungsdienstes konnte in unserem Fall ein für alle Beteiligten vorteilhaftes System gestaltet werden. Methodik: Unter Beachtung der rechtlichen Vor­gaben wurde auf Basis der Freiberuflichkeit ein Notarzt-Pool zur Besetzung der Notarztdienste gebildet. Hierin wurden im Gegensatz zur Vergangenheit nicht mehr exklusiv die Ärzte einer Klinik aufgenommen, sondern interessierte Ärzte aller Notfall­aufnahme-Krankenhäuser der Stadt. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen Fachdisziplinen und Krankenhäusern wurden mittels Moderation objektive und transparente Kriterien zur Aufnahme in den Notarzt-Pool erarbeitet. Die Rahmenbedingungen für die Notärzte wurden neu gestaltet und angepasste Instrumente zur Dienstplanung entwickelt. Ergebnisse: Freiberufliche Tätigkeiten als Notarzt werden unter bestimmten Bedingungen nicht als Arbeitszeit im Sinne des Arbeitszeitgesetztes gewertet. Hierzu sind bei der Vertragsgestaltung und der Dienstplanung enge Vorgaben einzuhalten. Fragen des Versicherungsschutzes oder der Haftung müssen ebenso beachtet werden wie die Grenzen des Umfanges von Nebentätigkeiten. Schlussfolgerungen: Mit den verwendeten Metho­den konnten Konflikte bei der Neugestaltung wirksam verhindert werden. Unter Beachtung der unterschiedlichen Interessen der Krankenhäuser, der Notärzte und des Rettungsdienstträgers gelang innerhalb von sechs Monaten die Neugestaltung des Notarztwesens.

Summary Summary: Background: Finding qualified doctors interested in working on physician-staffed ambu­lances is no longer only a problem in rural areas. Provision of personnel by hospitals is getting difficult due to tighter limitations in working hours. Ambulance services have to find new ways in recruit­ing the emergency physicians they need. Reformation of a physician-staffed ambulance-system into freelancing is an alternative but demands reorganisation in various fields. In addition, legal issues are involved. In our case a new system could be established by a close cooperation of hospitals, emergency physicians and the ambulance service. Methods: Taking legal restrictions into account, a pool of freelancing emergency doctors was formed which, different from the past, not only included the doctors exclusively provided by one hospital but by qualified doctors of all accident and emergency unit hospitals in the area. In order to avoid conflicts be­tween specialities and hospitals, transparent and objective selection criteria were developed with the assistance of a facilitator. General conditions and shift scheduling for the emergency doctors were rearranged. Results: Under certain conditions, working as a freelancer in an ambulance service is not subject to legal restrictions, although it is necessary to respect legal constraints when work contracts and shift plans are developed. Questions of insurance, liabilities, and employer interests must be observed. Conclusions: By applying the methods described, conflicts in the process of reformation could be avoid­ed effectively. By respecting the differing interests of hospitals, emergency doctors and the ambulance service, it was possible to successfully rearrange the system of providing personnel for physician-staffed ambulances.
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