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Klinische Anästhesie | Clinical Anaesthesia
H. van den Bussche, L. Plümer, L. Krause-Solberg, M. Scherer, S. Ziegler

Betrachtungen zur hohen Attraktivität der Fachrichtung Anästhesiologie und Intensivmedizin in der ärztlichen Weiterbildung

Reflections on the high attractiveness of the discipline anaesthesiology and intensive care in German postgraduate medical education

Schlüsselwörter Anästhesiologie, Fachärztliche Weiterbildung, Spezialisierung, Karriereplanung, Berufs­zufriedenheit
Keywords Anaesthesiology, Medical Residency, Specialization, Career Choice, Job Satisfaction
Zusammenfassung

Hintergrund/Ausgangspunkt und Fra­ge­stellung: Es werden die Ergebnisse der KarMed-Studie für die Fachdisziplin der Anästhesiologie nach vierjähriger Weiterbildung dargestellt. Untersucht wurde, welche Faktoren zur Wahl der Weiterbildungsfachrichtung Anästhesiologie beitragen und welche Vorstellungen die Weiterzubildenden mit dieser Berufswahl verbinden.


Zudem wurde geprüft, ob vier Jahre Weiterbildungserfahrungen mit veränderten Präferenzen bezüglich der beruflichen Tätigkeit nach der fachärztlichen Anerkennung einhergehen. Die Ergebnisse werden mit denen aus anderen Studien verglichen. Methodik: Datenbasis der Studie sind die jährlichen postalischen Befragungen einer Kohorte von PJ-Studierenden des Jahrgangs 2008/09, die während der gesamten Dauer der fachärztlichen Weiterbildung mittels jährlicher standardisierter Befragungen begleitet wurden. Für die Auswertung wurden deskriptive Statistiken und Regressionen angewandt. Ergebnisse: Die Untersuchung zeigt, dass die Anästhesiologie zurzeit nach der gesamten Inneren Medizin die ge­fragteste der medizinischen Fachrichtungen ist. Sie weist über die vier Weiter­bildungsjahre den stärksten Präferenzanstieg unter den Disziplinen vor. Es wurden fünf Schlüsselfaktoren für die Attraktivität des Faches identifiziert: Elternwerden und Elternsein, das Interesse an einer Teilzeittätigkeit, die Breite des Berufsfeldes mit entsprechenden Wahlmöglichkeiten während und nach der Weiterbildung, eine höhere Berufszufriedenheit sowie eine relativ hohe Weiterbildungsqualität. Schlussfolgerungen: Die Anästhesiologie in Deutschland kann als „Eltern-Teilzeit-Fach“ gelten. Dies gilt es bei der Personalplanung in den Krankenhäusern zu beachten, um dem in den letzten Jahren trotz der hohen Attraktivität verzeichneten Personalmangel entgegen­- zuwirken. Darüber hinaus sollten Defizite in der Anleitung und Supervision während der Weiterbildung entgegengewirkt werden.

Summary Background: This paper reports results of the KarMed study with regard to anaesthesiology after four years of specialist training (residency). We examined which factors lead to choosing anaesthesiology and what kind of expectations residents associate with this career choice. In addition, we tested whether four years of training experiences result in changes of disciplinary preferences. The results were compared with results from other studies. Methods: The KarMed study’s data base are annual postal interviews with a cohort of graduates of undergraduate medical education of the year 2008/09 who were followed by yearly standardized postal surveys monitored during in the course of their postgraduate medical education training. We used descriptive statistics and regression models for data analysis. Results: The results show that anaes­thesiology is the most popular choice among the medical disciplines, only outnumbered by all internal medicine disciplines together. Over four years of postgraduate education, anaesthesiology shows the most substantial increase of trainees’ preferences. Five key factors for its attractiveness were identified: parenthood status, the interest in part-time employment, the wide range of options during and after postgraduate training, higher job satisfaction, as well as a relatively higher quality of postgraduate education. Conclusions: Anaesthesiology in Germany can be considered as a “parents’ part-time discipline”. This should be considered in workforce planning in hospitals to counteract staff shortage in recent years notwithstanding the subject’s high attractiveness. Furthermore, deficits in guidance and supervision during postgraduate education should be remedied.
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