Originalia | Original Articles
Klinische Anästhesie | Clinical Anaesthesia
M. Minnwegen, J. Eikamp, F. Fischer, B. Büttner, M. Bauer, L. Prüfer-Krämer, A. Krämer
Eine Befragung zu Gesundheitszustand, Stressempfinden und Arbeitsfähigkeit von Anästhesisten in Universitätskliniken
A survey on health status, stress perception and work ability of anaesthesiologists employed at university hospitals
Schlüsselwörter
Gesundheit von Ärzten, Stressempfinden, Wohlbefinden, Arbeitsfähigkeit, Gesundheitsrisiken
Keywords
Health of Physicians, Stress Perception, Well-being Index (WHO-5), Work Ability Index (WAI), Health Risks
Zusammenfassung
Ziel: Die Gesundheit von ärztlichem Personal ist von zentraler Bedeutung für eine gute Patientenversorgung. Umfassende Studien zur Erfassung der Gesundheit von Ärzten fehlen bisher bzw. betrachten zumeist einzelne physische oder psychische Belastungen.
Das Ziel der Studie ist die Darstellung des gesundheitlichen Zustandes und des Stressempfindens von Anästhesisten an Universitätskliniken in Deutschland unter Berücksichtigung arbeitsplatzspezifischer Faktoren.
Kollektiv und Methode: Unter Verwendung eines standardisierten Fragebogens wurde eine populationsbasierte Querschnittstudie bei 632 in Universitätskliniken tätigen Anästhesisten (Responserate 47,7%) im Zeitraum von April 2013 bis März 2014 durchgeführt. Es handelt sich um eine Multicenterstudie an 12 universitätsmedizinischen Standorten. Die Daten der vorliegenden Studie wurden deskriptiv und bivariat analysiert. Die ethische Unbedenklichkeit des Vorhabens wurde von den zuständigen Ethikkommissionen bestätigt. Die Teilnahme war freiwillig.
Ergebnisse: 93,8% der Befragten schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut, sehr gut oder ausgezeichnet ein. Die am häufigsten genannten Krankheiten waren Allergien sowie Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Das psychische Wohlbefinden war bei den Fachärzten am niedrigsten. Die Altersgruppe der 35 – 44-jährigen Anästhesisten zeigte ein statistisch signifikant höheres Stressempfinden (p=0,018) als die anderen Altersgruppen. Fachärzte wiesen signifikant (p<0,001) schlechtere Werte bei der Arbeitsfähigkeit auf als ihre Kollegen in anderen Hierarchiestufen.
Schlussfolgerungen: Die Gesundheit von Anästhesisten in Universitätskliniken
ist auf einem guten Niveau, dennoch stellten sich die Bereiche des psychischen Wohlbefindens, des Stressempfindens und der Arbeitsfähigkeit vor allem bei Fachärzten und in der Altersgruppe der 35–44-Jährigen als interventionsbedürftig dar. Der enorme Einfluss des
ärztlichen Gesundheitszustandes so-
wohl auf die Patientensicherheit als auch auf ökonomische Aspekte in Kliniken verdeutlicht, dass Interventionen zur Gesundheitsförderung, sei es im beruflichen oder privaten Setting, auch bei Anästhesisten in Universitätskliniken notwendig sind.
Summary
Aim: The health of the medical staff is an important factor for adequate patient care. So far, no comprehensive studies on the health of physicians are available. Usually, related studies only consider single aspects of physical or psychological health. The aim of our study was to investigate the general health status, the perception of stress, and the work ability in anaesthesiologists employed at university hospitals in Germany, taking workplace-specific factors into consideration.
Study population and methods: A population-based cross-sectional study
was performed. The study was conducted as a multicentre study at 12 university hospitals in Germany from April 2013 to March 2014. Focusing on anaesthesiologists, a standardized questionnaire was used. The data were analysed descriptively and bivariately. Ethical approval was obtained by several responsible ethical commissions, the participation was voluntary.
Results: 632 anaesthesiologists participated in the survey (participation rate: 47.7%). 93.8% of the respondents rated their general health as good, very good or excellent. The most common diseases were allergies and diseases of the musculoskeletal system. The Well-Being Index scores (WHO-5) were the lowest among the specialists. The analysis of
the perceived stress showed a statistically significantly higher stress level in respondents aged 35–44 (p=0.018). Specialists had significantly lower work ability scores than their colleagues working on other hierarchy levels (p< 0.001).
Conclusions: The health of anaesthesiologists at university hospitals in Ger‑
many is generally good, but improvement is needed in the areas of well-being, stress perception and work ability. The enormous influence of the medical staffs health status on patient safety and on economic aspects makes clear that health promotion interventions are necessary for university hospital anaesthesiologists in both the professional and private setting.