Fragestellung
Präoperative Angst ist eine tägliche Herausforderung in der anästhesiologischen Versorgung von Kindern und deren Vermeidung zählt zu den 10-N-Qualitätskriterien einer sicheren Kinderanästhesie („no fear“). Ziel dieser Arbeit ist es, die angewandten Praktiken zur Reduktion der präoperativen Angst in der Kinderanästhesie im deutschsprachigen Raum zu erheben und die verschiedenen hierfür angewandten Interventionen und Strategien zu eruieren.
Methodik
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung des wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie (WAKKA) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) (16. – 17. Juni 2023 in Hamburg) erhielten Zugang zu einem Online-Fragebogen über deren angewandte tägliche Praxis zum präoperativen Angstmanagement bei Kindern. Die 26 Fragen adressierten Herangehensweisen bezüglich struktureller Rahmenbedingungen, der Messung von Angst sowie zu pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Praktiken. Die Teilnahme war freiwillig und anonym.
Ergebnisse
82 Fragebögen wurden ausgewertet. Bei 56,8 % existieren keine schriftlichen in-stitutionellen Standards zum Umgang mit präoperativer Angst. In 32,9 % der Fälle wird den Eltern grundsätzlich angeboten, ihre Kinder in den OP bzw. bis zum Einschlafen zu begleiten. Validierte Instrumente zur objektiven Messung der kindlichen Angst werden bei 4,9 % der Befragten eingesetzt.
Eine pharmakologische Prämedikation ist bei 80,5 % in der Routine etabliert, bei 50 % wird diese nach individuellem Bedarf appliziert. Das Medikament der ersten Wahl ist in 92,7 % der Fälle Midazolam. Des Weiteren kommen (Es-)Ketamin (49,3 %), Clonidin (22,2 %) und Dexmedetomidin (7,4 %) zur Anwendung. Nichtpharmakologische Maß-nahmen werden in 73,2 % der Fälle eingesetzt.
Schlussfolgerung
Maßnahmen zur Reduktion von präoperativer Angst bei Kindern werden in der klinischen Praxis sehr heterogen angewandt. Evidenzbasierte Empfehlungen für die richtige Balance aus pharmakologischen und nichtpharmakologischen Maßnahmen für eine differenzierte und effektive Anxiolyse sind ausstehend.
Objectives
Preoperative anxiety is a daily challenge in paediatric anaesthesia and its prevention is one of the 10-Ns quality criteria for safe paediatric anaesthesia (“no fear”). This study aims to explore the practices used to reduce preoperative anxiety in paediatric anaesthesia in German-speaking countries and to identify the different interventions and strategies used for this purpose.
Methods
Participants of the annual meeting of the DGAI‘s Scientific Working Group of Paediatric Anaesthesia (June 16 – 17, 2023 in Hamburg) were given access to an online questionnaire about their daily practice in the management of preoperative anxiety in children. The 26 questions addressed approaches to setting, measurement of anxiety, and pharmacologic and non-pharmacologic interventions. Participation was voluntary and anonymous.
Results
82 questionnaires were analysed. In 56.8 %, there are no written institutional standards for dealing with preoperative anxiety. In 32.9 % of cases, parents are usually offered to accompany their children to the operating room or until they fall asleep. Validated instruments to objectively measure anxiety in children were used by 4.9 % of the respondents. Pharmacologic premedication is routinely used in 80.5 % and is administered according to individual needs in 50 %. The drug of first choice is midazolam in 92.7 %. (Es-)ketamine (49.3 %), clonidine (22.2 %) and dexmedetomidine (7.4 %) are also being used. Non-phar-macologic interventions are used in 73.2 %.
Conclusion
The use of interventions to reduce preoperative anxiety in children is heterogeneous in clinical practice. Evidence-based recommendations for the appropriate balance of pharmacologic and non-pharmacologic interventions for differentiated and effective anxiolysis are lacking.