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R. Kram

Lormetazepam als Alternative in der Sedierung kritisch kranker Patienten: Erfahrungen aus zwei Fallberichten

Schlüsselwörter Intensivmedizin – Sedativa – Benzodiazepine – Lormeta­zepam – Midazolam
Keywords Critical care – Sedatives – Benzodiazepines – Lormetazepam
Zusammenfassung

Hintergrund

Sedativa nehmen eine zentrale Rolle in der Intensivmedizin ein, indem sie eine Toleranz für intensivmedizinische Maßnahmen schaffen und damit Intensivbehandlung ermöglichen und medizinische Eingriffe erleichtern. Im Zuge eines Paradigmenwechsels hin zu einer eher symptombezogenen Sedierungsstrategie sollte eine Sedierung mit klarer Indikation und Zielvorgabe erfolgen um damit eine zu tiefe Sedierung zu vermeiden. Das betrifft insbesondere Patienten mit prolongierten Intensivaufenthalten oder spezifischen Indikationen für eine Langzeitsedierung. Das Sedierungsmanagement bleibt jedoch vor allem bei Patienten mit komplexen Erkrankungen, Substanzmissbrauch oder schweren Traumata herausfordernd.

Fallbeschreibungen

Berichtet werden zwei intensivmedizinisch komplexe Patientenverläufe: ein 55-jähriger Mann nach schwerem Polytrauma und Drogenanamnese sowie eine 60-jährige Frau mit nekrotisierender Fasziitis und vorausgehendem Alkohol- und Tablettenmissbrauch. In beiden Fällen wurde Lormetazepam im Rahmen einer tiefen Sedierung als Teil eines multimodalen Regimes eingesetzt und war mit dem Erreichen der gewünschten Sedierungstiefe ohne Komplikationen assoziiert. Insbesondere konnte eine rasche Erweckbarkeit, eine gute neurologische Beurteilbarkeit sowie eine frühzeitige Mobilisierung erreicht werden. Die eingesetzten Dosierungen und Applikationsschemata wurden gut vertragen. Besonders der Wechsel von einer kontinuierlichen Infusion zu einer bedarfsorientierten Bolusapplikation erwies sich als erfolgreiche Strategie, um eine gezielte Sedierung im Bereich von RASS 0 bis 1 bei gleichzeitig ausgeprägter Anxiolyse und guter Tubustoleranz sicherzustellen.

Schlussfolgerungen

Die dargestellten Fälle zeigen, dass Lormetazepam auch in höheren Dosierungen sicher und effektiv eingesetzt werden kann. In den vorliegenden Fällen konnte Lormetazepam als zusätzliche Option zur Umsetzung moderner, individualisierter Sedierungskonzepte bei kritisch kranken Patienten als wirksame Alternative zu Midazolam eingesetzt werden.

Summary

Background

Sedatives play a key role in intensive care medicine by establishing tolerance in respect of intensive care medical treatment and, therefore, facilitating intensive interventions and preventing complications. During the course of a paradigm shift towards a more symptom-related sedation therapy, sedation should apply with a clear indication and objective to avoid excessive sedation, in particular in cases with prolonged ICU stays or specific indications for extended sedation. However, challenges remain in managing sedation, in particular in patients with complex medical histories, drug abuse or severe traumatic injuries. 

Case presentations

The report addresses two complex patient histories involving intensive care treatment: a 55-year-old male with multiple trauma and drug abuse as well as a 60-year-old female with necrotizing fasciitis and a history of alcohol and tablet abuse. In both cases, lormetazepam was used as part of a multimodal regimen and was associated with achieving the desired depth of sedation without complications. Rapid awakening, good neurological assessability and early mobilization, in particular, were achieved. Dosages and administration protocols were well-tolerated. A transition from continuous to bolus administration of lormetazepam proved a successful strategy, effectively maintaining the target Richmond Agitation-Sedation Scale (RASS) within the desired range of 0 to -1, accompanied by profound anxiolysis and good tube tolerance.

Conclusions

The cases presented herein demonstrate that lormetazepam can be used safely and effectively, including in higher doses. In these cases, lormetazepam could also be used as an additional option for implementing modern, individualized, sedation concepts in the case of critically ill patients as an effective alternative to midazalom.

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