In den letzten Jahren sind zahlreiche Beiträge erschienen, in denen die Biographie und das Schicksal des Wittenberger Chirurgen Paul Bosse und seiner Familie in der Zeit des Nationalsozialismus geschildert worden sind.

In diesen Darstellungen wurde auch auf das wissenschaftliche Oeuvre von Paul Bosse hingewiesen, der neben dem Bakteriologen und Pathologen Gerhard Domagk als einer der Begründer der Sulfonamidtherapie in der Medizin gilt. In den Publikationen wurden ebenso seine Untersuchungen mit barbitursäurehaltigen Medikamenten für Narkosezwecke erwähnt, seine Konzepte zur anästhesiologischen Versorgung akut Schwerverletzter allerdings nicht weiter thematisiert. Vor dem Hintergrund des schweren Explosionsunglückes in Reinsdorf unweit von Wittenberg im Juni 1935 vor 90 Jahren mit vielen Toten und Hunderten Schwerverletzten soll an Paul Bosses Triagekonzept und seine Empfehlungen zur Narkoseführung mit intravenös verabreichten Barbitursäurederivaten bei diesen Patienten erinnert werden.